Die junge Peruna soll in Winterthal als Hausdienerin von Meister Halvard fortan ihren Lebensunterhalt verdienen. Zumindest, wenn es nach Perunas Großvater geht, der als erfahrener Diener eigentlich selbst für die Stelle in Betracht gezogen wurde. Kurz nachdem ihr nach langer Reise eine kalte Absage erteilt wird wendet sich das Blatt jedoch. Offenbar ist der Diener, der eigentlich die Stelle antreten sollte auf seiner Anreise tödlich verunglückt. Was Peruna an ihrer neuen Stelle aber besonders erfreut, ist dass ihr neuer Herr offenbar ein waschechter Hexenmeister ist. Ob sie wohl einen Blick in seine Bücher werfen können und seine Geheimnisse erlernen wird?

„Eislicht“ kombiniert auf eine unglaubliche elegante Weise die Ästhetik moderner, japanischer Fantasy-Stories mit klassischen Märchen. Mit einem bemerkenswert filigranen und sauberen Strich enthüllt die deutsche Künstlerin Anika Hage ganz langsam die Mythologie von Winterthal und investiert viel Zeit und Raum in die charakterliche Ausgestaltung ihrer Hauptfiguren. Das gelingt auch ganz hervorragend. Vom schroffen aber herzlichen Meister Halvard, über die unterkühlte Hausangestellte bis hin zur quirligen und neugierigen Heldin selbst weisen alle Figuren bereits im ersten Band der Reihe eine erstaunliche Komplexität auf und lassen spektakuläre Elemente wie böse Geister oder die bewegte Geschichte von Winterthal fast zu Nebensächlichkeiten verkommen.

„Eislicht“ wirkt erstaunlich reif und ausgefeilt für einen deutschen Manga und weist trotz seines zunächst sehr gemächlichen Erzähltempos keinerlei Längen auf. Den erstaunlichen Katalog an Arbeiten, den Anika Hage mit gerade mal 33 Lebensjahren aufgebaut hat merkt man ihrem neuen Werk deutlich an. Ein perfektionistisch und elegant ausgearbeitetes Abenteuer in magisch-winterlicher Kulisse, dass gleichermaßen einem russischen Volksmärchen oder einem abendfüllendem Spielfilm des ehrwürdigen Studio Ghibli entsprungen sein könnte.


Leseprobe


EISLICHT (Bd:1)
Autorin & Künstlerin: Anike Hage
172 Seiten
Softcover
10,00 Euro
Erschienen bei ALTRAVERSE