Der Wissenschaftler Jim Robinson ist besessen von dem Gedanken, zu den Sternen zu reisen und  neue, unentdeckte Phänomene zu erforschen. Mithilfe des US-Militärs soll ihm das auch gelingen. Das ist aber nicht daran interessiert, seine Abenteuerlust zu finanzieren, sondern will ihn eine Wunderwaffe entwickeln lassen, um den zweiten Weltkrieg gegen die Nazis zu gewinnen. Am Ende gelingt Robinson beides. Die von ihm entwickelte Technologie macht ihn zum Superhelden „Doctor Star“, der im Weltall außerirdische Zivilisationen besucht und auf der Erde mit einer illustren Truppe von Helden die deutschen Aggressoren bekämpft. Nur seine Familie scheint er über all diese so wichtigen Dinge völlig vergessen zu haben…

Immer wenn man denkt, dass Jeff Lemire mit einem weiteren „Black Hammer“-Band oder einem Spinoff wie „Sherlock Frankenstein“ seine nicht mehr zu schlagende Bestform erreicht hat, dann belehrt der Kanadische Starautor seine Leserschaft eines Besseren. Auch „Doctor Star“ folgt einer bereits etablierten Formel. Man nehme einen bekannten, ikonischen Superhelden, in diesem Falle „Green Lantern“ aus dem DC-Verlag, gestalte und benenne diesen um und schreibe seinen persönlichen Hintergrund familärer, intimer, greifbarer und authentischer. Was zunächst vielleicht wie ein billiger Trick klingen mag, um teuren Lizenzgebühren zu entgehen und sich trotzdem auf dem Olymp der Superhelden-Comics auszutoben ist deutlich vielschichtiger und eigenständiger.

Lemires gebrochene Helden sind jeweils eine Hommage an ihre „Vorlage“, oder besser ihren Prototypen und erfinden diese trotz aller Ähnlichkeiten und Anspielungen völlig neu. Ihrer Fehler, ihre Makel und ihr Versagen im alltäglichen, zwischenmenschlichen Miteinander lassen sie aber viel echter, viel intensiver erscheinen, als die einst so unfehlbar und makellos konzipierten Originale. Während die großen Verlage und Filmschmieden sich nun bereits seit Christopher Nolans erstem „Batman“-Film verrenken, um diese einst in Stein gehauenen Götter als Menschen zu präsentieren, zeigt Jeff Lemire ihnen jeden Monat auf’s Neue, wie sie es eigentlich machen sollten.

Das „Black Hammer“-Universum schickt sich mit großen Schritten an das kreative Erbe eines Genres anzutreten, dass es ursprünglich nur aus einem anderen Blickwinkel zitieren wollte. Ein emotional unglaublich intensiver Pflichtkauf, für jeden der auch nur entfernt etwas mit Superhelden anfangen kann.


Leseprobe


BLACK HAMMER: Doctor Star & das Reich der verlorenen Hoffnung
Autor: Jeff Lemire
Künstler: Max Fiumara
128 Seiten
Hardcover
19,80 Euro
Erschienen bei SPLITTER

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