Inmitten der Bretagne liegt der mystische Wald Broceliande. Bekannt ist der Ort als Schauplatz der berühmten Sagen rund um König Artus. Direkt am Rand der Bäume liegt das prächtige Schloss Comper. Darin wohnt und herrscht Lord Nicolas. Dieser plant eine Straße mitten durch Broceliande zu errichten, um neue Handelsrouten zu erschließen. Dafür arbeiten sich die Holzfäller Stück für Stück durch das uralte Geäst. „Das kleine Volk“ aus Gnomen, Feen, Trollen und anderen Waldgeistern ist erzürnt darüber, dass ihre Heimat abgeholzt wird. Um weitere Bauarbeiten zu verhindern, tauscht die Königin der Zwielichtgestalten den neugeborenen Sohn des Schlossherren gegen einen Wechselbalg aus. Als sich das Kuckuckskind im jungen Alter auffällig verhält, kommen die Bewohner dem Waldvolk aber schnell auf die Schliche.

Mit „Das Schloss von Comper“ beginnt der Wald zu erwachen. Autor Stéphane Betbeder beschert uns mit all den fantasievollen Gestalten einen tiefen Einblick in die faszinierende Welt zwischen Laub und Ästen. Die Gespräche der Fantasiekreaturen sind in Reimform geschrieben und zeigen, mit wieviel Liebe zum Detail diese Erzählung ausgearbeitet wurde. Auch seine Protagonisten hat er mit einer nachvollziehbaren Charakterentwicklung bedacht. Alles das tröstet über die ansonsten sehr lineare und wenig überraschende Story hinweg.

Von den knorrigen alten Bäumen im mystischen Forst bis hin zu den ausdrucksstarken Gesichtszügen der Menschen passen die sehr detaillierten Bilder von Paul Frichet wie die Faust aufs Auge. Die zurückhaltenden Farben von Piky Hamilton vervollständigen das Bild gekonnt. Die nächtlichen Treffen im Schein der Glühwürmchen wirken genau so stimmungsvoll wie die Sommertage inmitten eines blühenden Weizenfeldes.

Sieben Bände sollen bei Splitter unter dem Titel „Broceliande: Der Wald des kleinen Volkes“ erscheinen. Dabei wechseln Autoren und Zeichner mit jeder Veröffentlichung und erzählen immer eine neue, eigenständige Story. Wer schon bei der Erwähnung von Elfen, Kobolden oder Geistern einen Freudensprung macht, ist hier genau richtig. Im Kern handelt es sich bei den Geschichten immer um ein Märchen, dass den Leser in eine geheimnisvolle Parallelwelt entführen möchte.


Leseprobe


BROCELIANDE: Der Wald des kleinen Volkes – Das Schloss von Comper (Bd. 2)
Autor: Stéphane Betbeder
Künstler: Paul Frichet
56 Seiten
Hardcover
14,80 Euro
Erschienen bei SPLITTER