Der Joker ist Geschichte. Nachdem Batman den größenwahnsinnigen Clownprinzen in einem eindrucksvollen Wutanfall mit einer Überdosis experimenteller Medikamente füttert, findet Jack Napier, wie Batmans Erzfeind vor seiner Metamorphose wohl bürgerlich hieß zurück zu klarem Verstand, sozialkonformen Umgangsformen und einem Lächeln ganz ohne verzerrtes Grinsen oder clownesques Make-Up. Gemeinsam mit einer ebenfalls rehabilitierten Harleen Quinzel, also der ehemaligen Joker-Gespielin Harley Quinn will Napier sich nun einen Namen in der Community von Gotham verdienen, will sich in die Politik einbringen. Und er will, dass Batman und seine verbündeten, maskierten Verbrechensbekämpfer nicht länger außerhalb des Gesetzes und fernab aller Regeln agieren können…

Zeichner Sean Gordon Murphy hat sich vor allem durch Indie-Werke an der Seite von Mark Millar oder Rick Remender einen Namen gemacht, durfte sich aber auch bereits an traditionsreichen Marken wie „Hellblazer“ oder den „Teen Titans“ versuchen. Kaum ein kommerziell erfolgreicher Künstler liefert aktuell einen so unverwechselbaren, markanten Stil mit seinen spitz zulaufenden Gesichtern und stimmungsvollen Buntstift-Farben, ohne dabei eine so starke Stilisierung auf Kosten handwerklicher Standards stattfinden zu lassen. Etwas konkreter und vereinfacht könnte man sagen, dass man sich als Comicleser häufig zwischen handwerklich aufwändiger, gefälliger Optik und auffälligem, eigenem Stil entscheiden muss. Murphy kann beides. Gleichzeitig. Ein echtes Novum.

Dass er dabei noch eine der aufregendsten, komplexesten und frischesten Batman-Stories der letzten Jahre zu Papier bringt wird da gleich nochmal eindrucksvoller. Nicht umsonst wurde in den Staaten bereits eine Fortsetzung des pfiffigen Katz-und-Maus-Thrillers voller politischer Ränkespiele angekündigt. Wenn man angestrengt nach einem Haar in der Suppe sucht, dann kann man darüber streiten, ob „White Knight“ seine riesigen Massenschlachten mit charakterlich überhaupt nicht inszenierten, zahlreichen Schurken überhaupt gebraucht hätte. Ob es nicht vielleicht mehr Sinn gemacht hätte, den Action-Anteil deutlich kleiner in Maßstab und Umfang zu halten. Daran, dass dabei eine hervorragende Superhelden-Story herausgekommen ist ändert diese Frage aber nicht wirklich etwas.


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BATMAN: Der weisse Ritter, Autor & Künstler: Sean Murphy, 220 Seiten, Softcover, 22,00 Euro, Erschienen bei PANINI