Stolze sechs Episoden zählt die „Devil May Cry“-Reihe bereits. Der Begründer des „Style Action“-Genres inspirierte zahlreiche prominente Nachahmer. Nicht zuletzt die „God of War“-Reihe hat sich großzügig und ungeniert bei der hyperaktiven Monsterhatz bedient. Erstmals verschlägt es den weißhaarigen Dämonenjäger Dante nun auf eine Nintendo-Konsole, genauer gesagt natürlich auf die Nintendo Switch. Statt einer neuen oder gar exklusiven Episode handelt es sich hier aber um ein Remake des Serien-Erstlings, der ursprünglich 2001 auf der PlayStation 2 erschien.
Im Gegensatz zum jüngst erschienenen „Devil May Cry 5“ verfügt das Debüt der Reihe noch über feste Kamerapositionen, die sich ähnlich wie bei einem Film dann verändern, wenn man sein dämonisches Alter Ego außerhalb des gerade vorhandenen Sichtfelds manövriert. Retro-Freunde denken auch durch die figurenbezogene Steuerung gleich an klassische „Resident Evil“-Episoden und liegen damit gar nicht falsch. Der Titel war in einer frühen Produktionsphase als eine Art „Nahkampf“-Variante des Zombie-Blockbusters angelegt und nutzte zudem die gleiche Spiele-Engine.
Auch wenn man dabei ein großes, mehr oder minder frei begehbares Areal nach monströsen Bossen, neuen Fähigkeiten oder Upgrades für Spielfigur Dante durchforstet ist das Spiel dabei in episodische Abschnitte unterteilt und bewertet nicht nur, wie viele Gegner wir mit unseren prachtvollem Dämonenarsenal zerteilen, sondern vor allem mit wieviel Anmut und Stil das passiert. Genau darin liegt bis heute der große Reiz des Systems, dass sich anfühlt wie eine interaktive Version der aberwitzigen Kampfszenen in den „Blade“-Filmen mit Wesley Snipes.
Auch wenn „Devil May Cry“ noch nicht so überdreht, grell und abgefahren ist, wie Fans ihr „DMC“ heute kennen, ist das Spiel in Würde gealtert. Durch höhere Auflösung, flüssigere Bildwiedergabe und sogar die beliebten „Erfolge“, oder „Trophies“ die das Betriebssystem von Nintendos Konsole eigentlich nicht vorsieht fühlt es sich auch ein wenig moderner und lohnenswerter an, als man von einem fast zwanzig Jahre alten 3D-Spiel erwarten würde. Schön wäre gewesen, wenn man die vorgerenderten Zwischenbildschirme und Menütexte auch entsprechend modernisiert hätte, das sieht alles recht grob und lieblos aus, kommt uns dafür aber auch ziemlich selten auf den Bildschirm.
Wer Animé-esque, düstere Okkult-Stories und schnelle, fordernde Action mag, der hat längst einmal ein „Devil May Cry“ gespielt. Auch wenn dieses erste Kapitel in Sachen Präsentation und Geschwindigkeit nicht mit dem deutlich moderneren und auch für die Switch erhältlichem „Bayonetta 2“ mithalten kann, ist es noch immer ein atmosphärisches, tolles Spiel, dass nicht umsonst ein ganzes Genre begründet hat. Und eine ganze Ecke günstiger als seine „hübsche kleine Schwester“ bekommt man Dante auch.
DEVIL MAY CRY (Nintendo Switch Version). Entwickler / Publisher: Capcom. Erschienen für PS4, XBox One, Nintendo Switch. LINK