MOONSHINE (Bd.1)

Dreizehn lange Jahre, zwischen 1920 und 1933, dauerte die Prohibition in Amerika an. Zu der Zeit war es nicht erlaubt Alkohol herzustellen, zu transportieren oder zu verkaufen. Diesen Mangel machten sich kriminelle Kreise zunutze und verkauften das Rauschmittel unter der Ladentheke zu überhöhten Preisen an die Schluckspechte. Als bekannt wird, dass im hintersten Winkel der Appalachen (bewaldetes Gebirge in Nordamerika) ein außergewöhnlich begabter Schnapsbrenner beheimatet ist, soll der Mafioso Lou Pirlo für seinen Boss einen lohnenswerten Deal abschließen. Das Unterfangen erweist sich aber als heikler als bisher angenommen, denn Lou schaut gerne zu tief ins Glas und wenn er aus einer durchzechten Nacht erwacht, finden sich oft zerfetzte Körper in seiner Umgebung…

Autor Brian Azzarello und Zeichner Eduardo Risso können durchaus als eingespieltes Team bezeichnet werden. Gemeinsam arbeiteten die beiden bereits an der mehrfach mit dem Eisner-Award ausgezeichneten Reihe „100 Bullets“. Danach erzählten die kreativen Köpfe einige Episoden über den dunklen Ritter von Gotham. Diese Werke sind gerade alle in dem Sammelband„Batman: Kaputte Stadt und weitere Geschichten“ erschienen.

Mit einem unnachgiebigen Mafia-Boss, dem ungeschickten Handlanger oder der unbekannten Schönheit sind in „Moonshine“ viele Stereotypen dabei, die in einer amerikanischen Gangster-Story erwartet werden. Trotzdem gelingt Azzarello eine Vielschichtigkeit und Diversität in den Charakterzügen, dass einem die Figuren nicht langweilig werden und manchmal sogar aus ihrer Rolle fallen. Um dem ganzen einen besonderen Touch zu verleihen, lässt Azzarello einige Werwölfe nachts durch das Dickicht der Appalachen schleichen.

Eduardo Risso spielt in seinen Bildern viel mit Licht und Schatten. Dabei zeigt er oft nur Schemen oder Umrisse der Ereignisse. Das funktioniert besonders gut im Dämmerlicht oder Mondschein. Durch seine Detailtreue bei der Mode und den Autos der 20er und 30er Jahre, fühlt man sich lebhaft in die Epoche zurückversetzt.

Maßgeschneiderte Anzüge, billiger Fusel, Maschinengewehre und irgendwie kommen noch Werwölfe hinzu. Das alles schafft Unterhaltung und eine B-Movie Atmosphäre, der man sich nur schwer entziehen kann. Zugegeben: Was bisher zu sehen ist, kann einem „100 Bullets“ nicht das Wasser reichen. Es unterhält aber hervorragend und wer möchte nicht gut unterhalten werden?