Ein namenloser Büßer schreitet mit spitzem Helm und riesigem Breitschwert durch ein infernalisch-katholisches Alptraumszenario, dass die Ängste und Traumata jedes gescheiterten Messdieners optisch eindrucksvoll manifestiert. Dabei zerstückelt, bestraft und geißelt er reichlich andere arme Sünder, die es gemeinsam mit ihm in diese Spiele-Hölle verschlagen hat.

In prachtvoll-gruselixer Retro-Pixel-Optik entfaltet „Blasphemous“ eine ureigene, beklemmende Atmosphäre. Spielerisch ist der Titel am ehesten als sogenanntes „Metroidvania“ einzuordnen, bei dem meist in seitlicher 2D-Ansicht ein oft sehr großes Labyrinth erkundet und kartographiert wird. Durch Rätsel oder besiegte Endbosse freigeschaltete, neue Fähigkeiten gewähren Zugang zu neuen Arealen und / oder erleichtern die Kämpfe gegen immer schwierigere und taktisch mehr fordernde Gegner.

Neben seinem dezent an gothisch inspirierte Spiele-Klassiker wie „Castlevania“ oder „Demon’s Crest“ erinnernden Inszenierung ist „Blasphemous“ vor allem unverschämt schwer. Bei den fordernden Konfrontationen mit sich selbst geißelnden Mönchen und anderen entstellten Ketzern macht das Sterben sogar irgendwie Spaß. Man hat das Gefühl, durch Konzentration und bedachtes Vorgehen Herr dieser Konflikte zu werden. Scheitert man an einem dieser Kämpfe, hat man in aller Regel den Eindruck, auch selbst dafür verantwortlich zu sein.

Anders verhält es sich da mit häufig missglückten Sprüngen, die in Stacheln endend immer den sofortigen Tod bedeuten. Oder bei weit, weit, weit gestreuten Teleportern und Missionen, die zu weiten Laufwegen zwingen und immer wieder ddie Spielzeit künstlich strecken wollen. Schade, solche Kunstgriffe hätte der hübsche kleine Exot gar nicht nötig gehabt, um zu begeistern. So macht sich das Spiel künstlich nur noch schwerer, als es ohnehin schon ist.

Für leidensfähige Oldschool-Spieler und Menschen die sich gern in den bedrohlich-düsteren Horror-Szenarien auf Heavy-Metal-Plattencovern verlieren ist „Blasphemous“ ganz klar eine Offenbarung, etwas ganz Besonderes. Wem die gestalterischen Aspekte des verschrobenen kleinen Kunstwerkes aber nicht so sehr am Herzen liegen, der bekommt mit „Hollow Knight“ oder „Ori and the Blnd Forest“ fairer und intuitiver gestaltete Vertreter des Genres zu einem ähnlichen Preis.


BLASPHEMOUS, Publisher: Team17, 24,99 Euro, Verfügbar für: Nintendo Switch, Playstation 4, Xbox One, PC, Getestet auf der NINTENDO SWITCH

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