PIROUETTEN

Tillie Walden ist zwölf Jahre alt, als sie mit ihren Eltern und ihrem Bruder nach Texas zieht. Die zumeist unsichere Heranwachsende findet nur schwer Anschluss in der neuen Heimat. In der Schule wird sie ständig von stärkeren Mädchen gemobbt und sie ist zunehmend verwirrt, als sie feststellt, dass sie Gefühle für eine Freundin entwickelt. In ihrer Freizeit gibt es meist nur ein Thema: Schlittschuhlaufen. Vor und nach der Schule nimmt Sie Trainingseinheiten, besucht regelmäßig an Wettkämpfen und versucht alles, um jeden Tag besser zu werden. Aber auch in dieser Welt voll fester Regeln und falschem Wettkampf-Lächeln fühlt sie sich nicht wohl. Wo ist ihr Platz in dieser Welt?

„Pirouetten“ ist ein autobiografisches Werk der jungen Künstlerin Tillie Walden. Obwohl die Autorin und Zeichnerin noch in Texas lebt, hat sie sich bewusst dafür entschieden die komplette Biografie aus dem Gedächtnis zusammenzutragen, anstatt die Orte nachträglich zu besuchen und so alte Erinnerungen aufzufrischen oder Fakten zu prüfen. Das hat zur Folge, dass Abläufe und Zeitpunkte sehr unscharf und nicht immer historisch korrekt sind, dafür entsteht aber ein stark emotionales Bild ihrer Sicht. Dadurch fällt es sehr leicht die Empfindungen nach- und mitzufühlen. Leser die gern in melancholische Stimmung verfallen, werden hier mit Sicherheit schnell mitgerissen.

Passend zum meist bedrückten, nachdenklichen Gemüt der Protagonistin sind die Bilder schlicht gehalten und kommen in klassischem schwarz-weiß daher. Selten kommt ein verheißungsvoller gelber Lichtschein hinzu, welcher aus der Eishalle auf die düsteren Flure und die Umkleidekabinen scheint. Trotz der zurückhaltenden Optik ist es niemals ein Problem, die verschiedenen Personen auseinanderzuhalten.

Stimmungsvoll und facettenreich gibt Tillie einen tiefen Einblick in ihre ereignisreiche Jugend und damit verbundene Gedanken- und Gefühlswelt. Von den ersten Schwärmereien bis hin zum „Outing“ legt sie alles offen. Dafür wurde Sie bereits 2018 im Jahr mit dem begehrten „Eisner Award“ in der Kategorie „Best Reality-Based Work“ ausgezeichnet. Wer sich nur im Ansatz mit dem Teenie identifizieren kann oder gerne Autobiografien liest, für den ist dieses Buch eine absolute Pflichtlektüre.