Da hat sich Gambert, der einstige Gott des Bieres doch tatsächlich ohne seine liebe Freundin Umbra fortgeschlichen. Ausgerechnet aus der Zeitung muss das niedlich-blaue Fabelwesen erfahren, dass Alberich, der Zwergenkönig aus der Nibelungensage aufgetaucht ist. Nur zu ihm kann ihr trinkfester Freund auf dem Weg sein, so ganz ohne ein Wort zu verlieren. Zu befürchten ist nun aber, dass auch andere, dunkle Mächte aus diesen längst vergangenen Zeiten zu neuem Leben erwacht sind. Oder vielleicht doch eher zum „Untod“?

Wenn man „Gambert“ irgendetwas vorwerfen kann, dann allerhöchstens, dass er in seinem dritten und leider auch schon letztem Band keine überraschende Pirouetten mehr dreht, sich nicht selbst völlig neu erfindet und schockierende Wendungen und Kunstgriffe aus dem Ärmel zaubert, wie es der Konsument heute von amerikanischen Serienproduktionen gewohnt ist. Aber diese Vorwürfe zu machen wäre vermessen und engstirnig, denn die so eigenwillige wie sympathische Serie hat in der Vergangenheit mehr als ausreichend bewiesen, dass Seliger und Suski klassisches, europäisches Funny-Feeling so spannend, temporeich und witzig erzählen können, als wäre das Genre gerade eben erst taufrisch aus der Taufe gehoben worden. All diesen Tugenden bleiben sie auch in „Gambert und der Widergänger“ treu und verknüpfen das Schicksal ihrer Gambrinus-Interpretation mal eben schnell mit der Nibelungen-Sage.

Nein, „Gambert“ erfindet dabei auf keinen Fall das Rad neu. Ja, es gibt viele, tolle und hervorragend gealterte Funny-Serien auf dem Markt, die auch heute noch Aufmerksamkeit verdienen und bekommen. Aber die zahlreichen frechen Verbeugungen vor ihren Inspirationen, der penibel saubere Strich, der trotzdem so viel Charakter einfängt und das pfiffige Setting liefern hier ein Leseerlebnis, dass nur an diese goldenen Zeiten erinnert, sie aber auf eine neue und eigene Weise aufarbeitet. Schade, dass es nun schon vorbei ist, das hätte sicher noch viele weitere Bände lang Spaß gemacht.


Leseprobe


GAMBERT (Bd.3): Und der Wiedergänger, Autor: Dirk Seliger, Künstler: Jan Suski, 56 Seiten, Hardcover, 13,95 Euro, Erschienen bei SPLITTER