Laura Kinney ist das Ergebnis verschiedenster Experimente mit dem Genmaterial des Mutanten Wolverine. Um genau zu sein, des dreiundzwanzigsten Anlaufs. Daher leitet sich auch ihr Name „X-23“ ab. Neben ihr gibt es noch einige andere Klone, unter anderem die junge Gabby. Nachdem Laura sie befreite, schlossen Sie sich zusammen, um den Kopf hinter den Versuchen, „Robert Chandler“, zu stoppen. Als drei renommierte Wissenschaftler ermordet werden suchen die New Yorker Ermittler Hilfe bei den genetischen Zwillingen. Diese sind sofort zur Stelle und finden eine heiße Spur, die sie vermuten lässt, dass Chandler dahinter steckt.   

Die Chemie zwischen der knurrigen, meist missmutigen Laura und der jungen, frechen und übermütigen Gabby passt wunderbar. Autorin Mariko Tamaki versteht es, die Stärken und Schwächen ihrer Heldinnen situationsabhängig geschickt auszuspielen. Das sorgt neben vielen intensiven, emotionalen Momenten auch für einige Situationskomik, die dem Leser ein Lächeln auf das Gesicht zaubert. Das ungleiche Paar ist auch die größte Stärke der gesamten Erzählung. Die Abenteuer sind solide, können einen Spannungsbogen aufbauen und auch der Lesefluss ist sehr angenehm. Bei den tollen Dialogen und zwischenmenschlichen Momenten gerät die Story allerdings schnell in den Hintergrund, was aber nicht weiter schlimm oder störend ist. Wer nun Blut geleckt hat und noch mehr von Mariko lesen möchte, sollte sich auch im Graphic-Novel-Bereich umschauen. Dort ist zum Beispiel das Buch „Skim“ zu finden, welches in Zusammenarbeit mit ihrer Schwester entstanden ist oder das mit dem Eisner-Award prämierte Werk „Ein Sommer am See“.

Zeichner Diego Olortegui durfte schon in der Vergangenheit für „She-Hulk“ mit Mariko zusammenarbeiten. Seine modernen, detailreichen Zeichnungen fangen den Geist der Geschichte gekonnt ein. Dabei gelingt ihm der Spagat, die actionreichen Kampfsequenzen dynamisch und energetisch zu präsentieren und bei ruhigen, gefühlvollen Szenen den Figuren nachvollziehbare Mimik und Gestik zu verleihen.

Schade eigentlich, dass dieser zweite Band auch gleichzeitig das Finale der aktuellen Reihe ist. Ansonsten wäre eventuell noch Platz für eine längere, ausführlichere Handlung gewesen, die tiefer im Marvel-Universum verankert ist. Was nun vorliegt, ist für aber nicht nur für Fans von „X-23“ interessant. Diese beiden Paperbacks sind auch Ideal dafür geeignet, den Einstieg in die Welt der Comics und Helden zu finden. Es gibt viel zu Lachen gepaart mit einigen coolen Kämpfen und viel mehr braucht es manchmal auch gar nicht.


Leseprobe


X-23: Cyborg-Schwestern, Autorin: Mariko Tamaki, Künstler: Diego Olortegui, 140 Seiten, Softcover, 16,99 Euro, Erschienen bei PANINI