„Dead Orbit“ beginnt wie viele Alien-Comics aus dem Hause „Dark Horse“ (deutsche Übersetzung erschienen bei Cross-Cult): Ein schrottreifer Raumkreuzer driftet manövrierunfähig auf die Raumstation „Sphacteria“ zu und antwortet nicht auf Funksprüche. Die Besatzung sendet einen Erkundungstrupp, um Überlebende zu retten und stößt auf die Crew des fremden Schiffes, die sich im Hyperschlaf befindet. Man birgt die drei schwer Verletzten und bringt sie, mit Betäubungsmitteln vollgepumpt, auf die Station. Hier allerdings entfaltet sich ein klaustrophobisches Alien-Drama, das Seinesgleichen sucht und in dem man mit der Crew mitfiebert, wer es lebend aus dieser Todesfalle heraus schafft.
Optisch ist „Dead Orbit“ ebenfalls ein absoluter Genuss. Zeichner und Autor James Stokoe schafft es hervorragend, Technologie und Lebendiges wie Eins aussehen zu lassen, was schon das extrem gewaltige Cover auszudrücken vermag. Im redaktionellen Teil schreibt er unter eine Grafik, die er für den ursprünglichen Pitch der Story zeichnete, er hätte die üblicherweise von ihm verwendeten „Bonbon-Farben“ dunkler scheinen zu lassen versucht, hier sei es ihm aber nicht gelungen. In dem vorliegenden fertigen Comic gelingt es ihm mit Bravour. Häufig sind die Dark-Horse-eigenen Comics eher in Schwarz-Weiß und Grautönen (manchmal Brauntöne) gehalten, die Optik von „Dead Orbit“ ließe sich – wäre der Begriff nicht so negativ belegt – mit Pastell beschreiben. Besser trifft jedoch wirklich die Bonbonfarbe, nur halt dunkler. Selbst die sonst so schwarzen Aliens wirken als wären sie sehr, sehr dunkel Lila.
Die Handlung erinnert eher an „Alien“, den ersten Film, vielleicht „Alien 3″, aber auf keinen Fall an den deutlich actionreicheren „Aliens – Die Rückkehr“. Klaustrophobisch und bedrohlich ist die Situation, keine Waffen schützen die Crew der „Sphacteria“ vor den Aliens, nur Teamwork und ein (vermeintlich) guter Fluchtplan.
Alles wird beschrieben aus der Perspektive von Crewmitglied Wascylewski, aber dermaßen subtil in Jetzt und Rückblicke geteilt, dass der Leser sehr gut darauf achten muss, in welcher Zeitlinie der Story er sich gerade befindet. Eine sehr gelungene Abwechlsung zum oft überstrapazierten „2 Stunden vorher“ – Text. Und gerade das macht den Reiz dieses Comics aus. Das Mitfiebern, die aufsteigende Panik in der Crew kann man förmlich riechen, während man gebannt an den Seiten klebt.
Ein absolutes Muss für Fans der Alien-Reihe, aber besonders für Freunde von Teil eins und drei. Im Anhang gibt es ein paar Zeichnungen von Stokoe, die eine frühe Entwicklungsstufe des Comics zeigen, die deutlich näher am zweiten Teil der Alien-Saga angelehnt scheint, mit Marines und deutlich mehr Feuerkraft. Ein so gearteter Comic aus der Feder des talentierten Kanadiers wäre bestimmt auch sehr interessant.
ALIENS: Dead Orbit, Autor & Künstler: James Stokoe, 104 Seiten, Hardcover, 15,00 Euro, Erschienen bei CROSS CULT