Die Bewohner von Näkän pflegen eine traditionelle, naturverbundene Lebensweise. Was aber nicht bedeutet, dass sie auf hoch entwickelte Technologie verzichten. Der Planet ist einer der bedeutendsten des intergalaktischen Zusammenschlusses „Komplex“. Der Rat dieser Vereinigung hat beschlossen, dass die Menschen des Planeten Erde dem Universum erhalten bleiben sollen. Denn obwohl diese durch Ausbeutung ihres Heimatplaneten und Kriegstreiberei dabei sind, sich selbst auszuradieren, besitzen sie doch eine ungemein komplexe und außergewöhnliche Kultur. So werden Raumschiffe ausgesandt, um der vergleichsweise primitiven Spezies zu helfen, ihre Probleme zu beheben und Konflikte beizulegen. Auch die frisch vermählten Swänn und Satie.

Primitiv, feindselig, selbstzerstörerisch und dem Rest der Galaxie unterlegen. Gekonnt zielt der französische Erfolgsautor Fred Duval hier auf die Eitelkeit der menschlichen Rasse und lässt auf den ersten Blick kein gutes Haar an den Homo sapiens. Viel schlimmer macht er es, indem er mithilfe eines fremden Volks vorführt, wie man eigentlich Leben und mit den gegebenen Ressourcen umgehen sollte. Aber es bleibt ein Hoffnungsschimmer unter all der Gesellschaftskritik und pessimistischen Vorhersagen, denn irgendetwas an uns scheint es Wert, bewahrt zu werden. Es ist erstaunlich, wie gut sich Duval in die Rolle seiner beiden Protagonisten denken kann. Langsam tastet sich das Rettungskommando an diese unbekannte Lebensform „Mensch“ heran. Dabei testen sie das Verständnis von Moral und versuchen in kurzer Zeit ein Vertrauensverhältnis aufzubauen.

Es ist erfrischend eine „Science-Fiction“-Story zu lesen in der nicht die Reisen der Menschen in den Weltraum im Mittelpunkt stehen, sondern alles umgedreht wird. Die eigene Heimat wird das Ziel einer Rettungsmission und als Leser nimmt man automatisch die Sicht des Besuchers ein. Dabei kann man viele Eigenheiten unserer Gemeinschaft aus einem neuen Blickwinkel beobachten und auch die unangenehmen Eigenschaften kommen nicht zu kurz. Trotzdem werden unsere fiktiven Brüder und Schwestern nicht als Monster oder Antagonisten dargestellt. Viel mehr geht es um die Fragen: Wie gut ist unser aktueller Umgang miteinander und mit der Natur, und was geschieht, wenn wir so weitermachen? Eine packende Geschichte, die gewollt an den Grundfesten unseres Miteinander rüttelt.


Leseprobe


RESET: Die Entwurzelten (Bd.1), Autor: Fred Duval, Künstler: Emem, 64 Seiten, Hardcover, 16,00 Euro, Erschienen im SPLITTER VERLAG