1984: In den Docks von London wird der Anführer der „Mad Dogs“, einer Straßengang, die sich aus Bürgern der britischen Hauptstadt zusammensetzt, umgebracht. Schnell fällt der Verdacht auf eine chinesische Triade, die vom berüchtigten „Onkel Wang“ geleitet wird und ab und an Geschäfte mit dem Verstorbenen tätigte. Eigentlich wäre Sherlock Holmes genau der richtige für diesen kniffligen Fall, er wird aber nach Paris beordert, um dort die Behörden bei einer wichtigen Angelegenheit zu unterstützen. Daher beauftragt er seine treuen Gehilfen Billy, Charlie, Black Tom und ihren Kater Watson, ein Auge auf die Vorkommnisse nähe des Hafens zu halten.

Schon in Conan Doyles erstem „Sherlock Holmes“-Roman „Eine Studie in Scharlachrot“ ist das Netzwerk aus heranwachsenden Obdachlosen ein Schlüsselelement der Story und dem Meisterdetektiven immer wieder eine wichtige Unterstützung bei der Aufklärung von Kriminalfällen. Ausgehend von dieser Idee haben die beiden Autoren Jean-Blaise Djian und Olivier Legrand „Die vier von der Baker Street“ erdacht. In der neusten Erzählung nimmt das Autorenduo die Beziehung zwischen den Briten und den zugewanderten chinesischen Mitbürgern genauer unter die Lupe. Neben einer charmanten Kriminalgeschichte mit unerwarteten Wendungen und den jugendlichen Spürnasen in der Hauptrolle zeigen die Schreiber auch schonungslos, welcher Rassismus den Einwanderern auf der Straße entgegenschlägt.

Wie schon in den sieben Bänden zuvor stammen die Bilder von Zeichner David Etien. Er versteht es gekonnt, das Ende des 18ten Jahrhunderts zum Leben zu erwecken. Die Industrialisierung greift um sich und die Straßen wirken dreckig und rau, die Dächer sind verrußt und der Himmel ist verhangen vom Rauch der Fabriken. Spätestens wenn die verfeindeten kriminellen Organisationen aufeinanderprallen, fühlt man sich im besten Sinn an den Film „Gangs of New York“ erinnert.

Nach drei Jahren ist endlich ein neues Kapitel der „Die vier von der Baker Street“ da und das Warten hat sich definitiv gelohnt. Auch wenn die Figuren und deren Umgebung sich über die Alben hinweg immer ein wenig weiter entwickelt haben, ist es möglich, die Abenteuer einzeln zu lesen und zu verstehen. Wer einsteigen möchte, kann das mit dem aktuellen Band machen, es gibt aber keinen Grund, die vorherigen Bände unbeachtet zu lassen.


Leseprobe


DIE VIER VON DER BAKER STREET: Die Herren von Limehouse (Bd. 8), Autoren: Jean-Blaise Djian, Olivier Legrand, Künstler: David Etien, 56 Seiten, Hardcover, 15,00 Euro, Erschienen im SPLITTER VERLAG