IM TIEFEN, TIEFEN WALD

Im neuesten Streich aus dem „Hill House“-Horrorlabel geht es um die allerbesten Freundinnen Vee und El. Beide leben in der runtergekommenen Bergbaustadt „Shudder-To-Think“, beide sind gelangweilte Teenagerin und beide erwachen nach einem Kinobesuch und können sich weder an den Film noch an irgendetwas anderes erinnern. Das ist aber nicht das Eigenartigste, das in einer Stadt passieren kann, in der wieder und wieder buchstäblich das Tor zur Hölle aufzubrechen scheint…

Streng genommen verbirgt sich hinter dem spannendem und überraschend gesellschaftskritischem, Comic-Band kein klassischer Horror, der uns Angst machen will. Auch wenn allerlei übernatürliche Phänomene und Wesen das Abenteuer der sympathischen Protagonistinnen säumen, geht es am allermeisten um ihre Ängste und Sorgen, um die dunklen Geheimnisse, die eingeschworene Kleinstadtgemeinden so gern für sich behalten. So abgedroschen der Vergleich auch sein mag, da jedes zweite popkulturelle Erzeugnis mit Jugendlichen nun gern auf diesen Zug aufspringt: am ehesten lässt sich „Im tiefen, tiefen Wald“ wohl mit dem „Stranger Things“-Phänomen vergleichen. Dass man hier aber obwohl Carman Maria Machados Story in den Neunzigern spielt auf prägende, nostalgische Gimmicks verzichtet hat, sorgt schon für genug Eigenständigkeit. Die extrem dramatische Entwicklung der Handlung tut da ihr Übriges!

Die reduziert, aber immer auf den Punkt gescribbelten Bilder von Dani Strips erhalten viel Kraft und Ausdrucksstärke durch die exzellenten und atmosphärischen Farben von Tamra Bonvillain. An der einen oder anderen Stelle stellt sich aber durchaus die Frage, ob mehr Details nicht manchmal auch für die visuell intensiver erzählten Emotionen der Charaktere gesorgt und dem starken Stoff noch mehr Intensität verliehen hätten. Am Ende bleibt eine gefühlvolle, spannende und pfiffige Comic-of-Age-Story mit starken Mädchen übrig, die durch einen aufregenden und üblen Twist auch lange nach dem Lesen noch nachhallen wird.