Das Mittelmeer ist ausgetrocknet und nur noch eine karge Landschaft. Die Städte existieren nicht mehr und überall herrscht das Recht des Stärkeren. Inmitten dieser Dystopie steht eine riesige Mauer. Dahinter soll sich ein Paradies befinden. Dort gibt es sauberes Wasser, genug zu Essen, medizinische Versorgung und alles, was der Mensch noch für ein langes, erfülltes Leben braucht. Aber die Bewohner hinter dem Bauwerk lassen niemanden hinein. Verteidigungsanlagen verhindern ein Eindringen und es kommt niemals jemand oder etwas heraus. Der junge Mechaniker Solal möchte unbedingt an diesen sagenumwobenen Ort vordringen, denn seine kleine Schwester Eva ist schwer krank und benötigt Medikamente, die kaum noch aufzutreiben sind.

Angefangen hat „Die Mauer“ als Filmidee von Antoine Charreyron. Jahrelang suchte er nach Möglichkeiten, diese Geschichte auf die große Leinwand zu bringen, aber das Unterfangen gestaltete sich schwieriger als erwartet. Dann kam die Idee auf, einen Comic daraus zu machen, auch das erwies sich als sehr langwieriges Projekt, bis er mit Mario Alberti bekannt gemacht wurde. Dieser war bereit, den ursprünglichen Plot zu adaptieren und in einer Comic-Reihe zu erzählen.

Das Ergebnis ist eine staubige Welt voll alter, rostiger Maschinen, die stark an das Setting der „Mad Max“-Filme erinnert. Spätestens wenn die Geschwister mit notdürftig zusammengeschweißten Karren durch die endlosen Wüsten fahren, kann die Inspiration nicht mehr verleugnet werden. Die Handlung lässt anfangs wenig Zeit zur Orientierung und geht direkt in die Vollen. Rasant wechseln die Schauplätze und neue Figuren kommen hinzu. Es wird aber zu keinem Zeitpunkt zu unübersichtlich oder hektisch. Das hohe Tempo sorgt vielmehr dafür, das keine Längen oder gar Langweile aufkommt. Wenn etwas darunter leidet, dann das ist es die Charakterdarstellung. Die Protagonisten schaffen es nicht, nennenswerte Tiefe aufzubauen oder einem so richtig ans Herz zu wachsen.

In Kombination mit Albertis Bildern entsteht eine unterhaltsame Story am Ende der Zeit, die sich zwar an vielen bekannten Motiven bedient, aber vor allem durch eine gut getimte Erzählung punkten kann. Freunde von Endzeitgeschichten werden viel Spaß daran haben, auch wenn keine großen Innovationen zu finden sind. Vielleicht ändert sich das ja noch, bereits im August dieses Jahr soll die Fortsetzung erscheinen.


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DIE MAUER: Homo Homini Lupus (Bd.1), Autor & Künstler: Mario Alberti, 64 Seiten, Hardcover, 16,00 Euro, Erschienen im SPLITTER VERLAG