Irgendwo mitten in den Gebirgen von China, abgeschnitten von der Zivilisation, befindet sich der Tempel einer Gruppe von Shaolin-Mönchen. Hier versuchen sie gemeinsam ihre Kampfkunst zu verbessern und eifern dem legendären Meister Shaw nach. Dieser war durch reine Körperbeherrschung dazu in der Lage Feuerbälle zu werfen. Der älteste und weiseste unter ihnen ist Wei Lun. Er trainiert jede Nacht, um die höchste Kunst seines Ordens zu meistern. Als eines Tages der außerordentlich begabte Owen Johnson auftaucht, nimmt er ihn unter seine Fittiche. Als der neue Schüler dann eröffnet, wer seine Eltern sind, wird klar, dass seine Geschichte eng mit der dieses mysteriösen Ortes verbunden ist.

Was in der Inhaltsangabe wie eine bitterernste Kampfsport-Saga mit viel Meditation und haufenweise Glückskeks-Weisheiten klingt, entpuppt sich als eine unterhaltsame, actionreiche und vor allem humorvolle Hommage an sämtliche Formen von Martial-Arts-Erzählungen. Dafür bedient sich Autor Robert Kirkman offen und freigiebig an Vorbildern wie Daredevil, Iron Fist oder auch Rocky. Diese werden liebevoll, aber gnadenlos durch den Kakao gezogen, während es eine Anspielung nach der anderen zu entdecken gibt.

Auch die Klischees der unterschiedlichen Stereotypen werden regelmäßig aufgebrochen. Der alte weise Lehrer und Mönch ist großer Sneaker-Fan, liebt Rock-Musik und beauftragt jeden, der in das Kloster kommt, Kaugummi für ihn mitzubringen. Das Ergebnis ist ein Comic, der wohl am besten als „Karate Kid auf LSD“ beschrieben werden kann. Damit ist aber kein verstörender Trip gemeint, dem man am Ende mit Kopfschmerzen bereut, sondern ein großartiges Erlebnis, das viel zu schnell vorüber geht und den Leser beeindruckt, aber süchtig zurücklässt.

Dass Chris Samnee ein großartiger Künstler ist, hat er in der Vergangenheit schon für Helden wie Daredevil, Thor oder Spider-Man bewiesen. Auch für dieses neue Buch liefert er eine hervorragende Arbeit ab und schafft es neben den übertriebenen Action-Sequenzen auch das trainingsreiche, asketische Leben in den friedlichen Bergen wunderbar einzufangen.

Eine fesselnde Story, tolle Figuren und eine herausragende Optik. Es gibt wirklich keinen Grund, „Fire Power“ nicht zu lesen! Hoffentlich finden wir schon bald den zweiten Band bei Cross Cult, denn in der Disziplin „gekonnte Cliffhanger“ hat der Autor einen schwarzen Gürtel und das lässt er uns ganz deutlich spüren.


Leseprobe


FIRE POWER (Bd.1), Autor: Robert Kirkman, Künstler: Chris Samnee, 160 Seiten, Hardcover, 22,00 Euro, Erschienen bei CROSS CULT