ACHTUNG: Aufgrund der komplexen Geschichte lassen sich bereits in dieser Rezensionen zum zweiten Band der Reihe (leichte) Spoiler nicht vermeiden.

König Cyrus ist seiner Krankheit erlegen und Angleon trauert um diesen schwerwiegenden Verlust. Da nur Männer gekrönt werden dürfen und der ehemalige Herrscher lediglich Töchter hinterlassen hat, wird schon länger spekuliert, wer die Thronfolge antreten wird. Jetzt gibt es Gewissheit: Hirus, ein junger, ehrgeiziger, aber vor allem temperamentvoller Tiger, soll zukünftig die Krone tragen. Davon sind aber längst nicht alle begeistert. Als der Erbe dann verkündet, die Vormachtstellung des Königreiches beweisen zu wollen und dafür auch einen Krieg mit den anderen Völkern zu riskieren, schwindet die Zahl seiner Unterstützer. Nicht nur, dass er damit viele Bündnisse in Gefahr bringt, in seinem Übermut übersieht er auch sämtliche Geschehnisse, die sich vor Ort an seinem eigenen Hof abspielen.

Des Öfteren wird „Die 5 Reiche“ mit George R. R. Martins Fantasy-Epos „Das Lied von Eis und Feuer“ oder der TV-Serienadaption „Game of Thrones“ verglichen. Diese Gegenüberstellung bietet sich auf den ersten Blick auch an, wird der Sache aber nicht ganz gerecht. Denn auch wenn die Comic-Reihe genau so gnadenlos mit ihren Protagonisten umgeht, fehlt hier bisher die allumfassende politische Komponente. Das kommt daher, dass sich „Die 5 Reiche“ in den vorliegenden Bänden auf eine Königsfamilie konzentriert und deren Intrigen und Streitereien in den Mittelpunkt stellt. Die benachbarten Reiche wurden bisher nicht näher beleuchtet und spielen auch für die Handlung bis dato keine größere Rolle. Infolgedessen sind der gesamtpolitische Überbau und die dazugehörigen taktischen Ränkespiele über die fiktiven Landesgrenzen hinweg bisher noch nicht zu finden. Das ist auch nicht weiter schlimm, denn was nicht ist, kann ja noch werden. Für Fans des unverkennbaren Vorbilds sollte diese Tatsache aber festgehalten werden.

Nach dieser ausführlichen Anmerkung muss aber betont werden, dass das Autorenteam Lewelyn so oder so eine spannende, verzweigte und fesselnde Story abliefert. Anders als im vorangegangenen Band konzentrieren sie sich auf eine Handvoll roter Fäden, die konsequent weiter erzählt werden. Das lässt den Leser weniger verwirrt zurück und sorgt dafür, dass die Geschichte in „Einer, der lebt“ große Schritte nach vorne macht. Gemeinsam mit Jérôme Lereculeys wunderschönen Bildern erschafft das Kreativteam ein grandioses Gesamtwerk, das in jedes gut sortierte Comic-Regal gehört.


Leseprobe


DIE 5 REICHE: Einer, der lebt (Bd.2), Autor: Lewelyn, Künstler: Jérôme Lereculeys, 56 Seiten, Hardcover, 16,00 Euro, Erschienen bei SPLITTER VERLAG