Vor einer halben Ewigkeit versuchte der bösartige Gott Ramor alle Macht an sich zu reißen, um die Welt Akbar ganz allein, ohne seine Geschwister zu beherrschen. Aufgehalten wurde er durch einen Fluch, der ihn in ein Schneckenhaus bannte. Jetzt droht er aber erneut auszubrechen und der Fluch muss durch die mächtige Zauberprinzessin Mara erneuert werden. Für dieses komplizierte Verfahren benötigt  sie den „Vogel der Zeit“. Aber niemand weiß, wo sich dieses mysteriöse Geschöpf befindet. So schickt sie ihre Tochter Pelissa und ihren ehemaligen Liebhaber und sagenumwobenen Ritter Bragon auf eine Suche, die sie quer durch die unterschiedlichen Königreiche führt.

Dichte, verhangene Wälder, verschneite Berggipfel und endlose Wüsten. Serge Le Tendre führt die Abenteurer quer durch eine sagenhafte Fantasy-Saga, die reich bevölkert ist von allerhand unterschiedlichen Völkern sowie gefährlichen, aber zugleich faszinierenden Wesen. Unterwegs gabeln die Protagonisten dann noch andere Reisegefährten auf und so entwickelt sich eine fantastische Geschichte der Extraklasse.

Dass dieses Werk der 80er für Künstler Regis Loisel der große Durchbruch war, ist nicht verwunderlich. Bis heute können seine leicht cartoonigen, frankobelgischen Zeichnungen faszinieren und treffen den Geist der Story perfekt. Ob Landschaft oder Figuren, alles versprüht einen fremden, abenteuerlichen Charme. Ursprünglich hat der Zeichner selbst koloriert, in dieser Fassung sind die ersten beiden Kapitel aber mit einer neuen knalligeren Farbgebung von Francois Lapierre zu finden. Ab dem dritten Teil übernehmen dann wieder die gedeckteren, zurückhaltenden, aber nicht weniger passenden Farben.

Das klingt doch alles zu gut, um wahr zu sein? Stimmt. Ein großes Manko bringt dieses historische Buch mit, das sich leider nicht ignorieren lässt. Die Heldin der Reise wird permanent auf ihre herausstechenden Körperattribute reduziert. Nicht nur das auffallend häufig das Oberteil verrutscht oder sie Teile ihres Hinterteils entblößt, auch Haupt- und Nebenfiguren stellen in Dialogen regelmäßig ihre üppigen Körpermaße heraus. Das geht soweit, das ihr verführerischer Körper zum Bestandteil einer Quest wird, in dem ein ganzes Volk sich von ihr angezogen fühlt und über sie herfallen will.

Wer über diesen immerzu prominenten Schwachpunkt hinweg sehen kann, bekommt mit „Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit“ eine außerordentliche gelungene Erzählung geliefert, die in einem großen, hochwertigem Hardcover daher kommt.


Leseprobe


AUF DER SUCHE NACH DEM VOGEL DER ZEIT (Gesamtausgabe Bd.1), Autor: Serge Le Tendre, Künstler: Régis Loisel, 240 Seiten, Hardcover, 40,00 Euro, Erschienen im CARLSEN VERLAG