Bevor der französische Autor Claude Seignolle sich der fiktiven Literatur widmete, verbrachte er zwei Jahre damit, Inspiration in Volksmärchen und Sagen zu suchen. Dafür bereiste er einen Teil Frankreichs, der damals unter dem Namen „Hurepoix“ bekannt war. Er unterhielt sich mit Bewohnern, tauschte sich aus und lernte Tag für Tag mehr ihrer Geschichten kennen, die er schriftlich festhielt, um diese später gesammelt mit seinem Bruder zusammen zu veröffentlichten.

Jetzt hat sich Zeichner Laurent Lefeuvre daran gemacht, fünf besonders unheilvolle Märchen aus dieser Sammlung in Comicform zu adaptieren. In unglaublich atmosphärischen schwarz-weißen Panels entführt der Künstler in eine unheimliche Welt von Werwölfen, Untoten und amphibischen Gestalten. Zum Geleit lässt er den ursprünglichen Schreiber Claude direkt wieder auferstehen und legt ihn zum Anfang jedes Kapitels ein paar einleitende, meist nicht sehr warme Worte in den Mund.

Optisch orientiert sich Lefeuvre unverkennbar an Horror-Meistern wie Richard Corben oder Bernie Wrightson. Die Klasse dieser Großmeister mag er (noch) nicht erreicht haben, seine detailreichen Kunstwerke wissen aber ausnahmslos zu beeindrucken und lassen einem schnell die Haare zu Berge stehen. Innerhalb weniger Seiten schafft er es, eine bedrohlich düstere Atmosphäre aufzubauen, die dem schonungslosen Inhalt der zu Grunde liegenden Erzählungen in nichts nachsteht.

Seine ausgewählten Stücke bieten viel Abwechslung und Interpretationsspielraum, was ihre ursprüngliche Bedeutung angeht. Die Schwerpunkte reichen von realen, leider aktuellen Themen wie Fremdenhass bis hin zu klassischem Body-Horror mit deformierten Menschen im Mittelpunkt. Für Fans von finsterem Gruselspaß und Folklore eine absolute Pflichtlektüre, an der kein Weg vorbeiführt! Als besonderer Bonus liegen dem Hardcover Album noch einige Metall-Pins mit Motiven der einzelnen Storys bei.


WIE EIN GERUCH VON TEUFEL, Autor & Künstler: Laurent Lefevre, 56 Seiten, Hardcover, 14,90 Euro, Erschienen im INSEKTENHAUS VERLAG