Spoiler-Warnung: Es handelt sich um den achten Band einer fortlaufenden Reihe. Trotz aller Bemühungen wird diese Rezension Spoiler enthalten.

Saya sitzt gefesselt und geknebelt im Keller ihres Bruders. Dieser will das Kartell der Eltern übernehmen und gönnt seiner Schwester nicht ein Stück vom Kuchen. Währenddessen fassen Marcus, Maria und der restliche Teil des Erstsemesters den Entschluss, den Weg zurück zur Kings Dominion anzutreten und sich ihren größten Feinden zu stellen. Bei Ankunft eröffnet sich dem vermeintlich verstorbenen Marcus aber ein komplett neues Bild. Das Überleben der großen Prüfung macht ihn zum Superstar am Campus und seine Beliebtheit steigt ins Unermessliche. Vor allem eine Mitschülerin hat ein besonders wachsames Auge auf ihn geworfen. Aber wem ist an dieser Schule schon zu trauen?

Selten schaffen es Autoren bei so lang laufenden Reihen, die Leser noch nachhaltig zu beeindrucken oder neue Charaktere zu implementieren, die sich ohne Probleme ins große Ganze einfügen. Rick Remender gelingt dieser Geniestreich immer wieder und auch hier stellt er diese Fähigkeit erneut unter Beweis. Gerade die emotionale Rückkehr an die Lehranstalt beinhaltet einige überraschende Elemente, die so bisher nicht in der Geschichte zu finden waren.

Maßgeblich getragen wird die Atmosphäre und Einzigartigkeit von Anfang an unbestreitbar von Wes Craigs Bildern. Nicht nur das der Künstler es versteht, die actionreiche und teilweise komplexe Handlung komprimiert und verständlich in Panel-Form zu verpacken, er bedient sich dabei ausgiebig an einer randvollen Kiste gefüllt mit allerlei visuell beeindruckenden Tricks. Kaum ein Abschnitt kommt ohne einen besondern Kniff aus, der den Lesefluss maßgeblich beeinflusst und so jede Seite zu einem einzigartigen Erlebnis macht. Manchmal verzichtet er auf Rahmen für einzelne Panels, an anderen Stellen arbeitet er über weite Strecken mit Zoom oder lässt Figuren festgesetzte Bildgrenzen übertreten, um die Szenerie zu wechseln.

Erwähnenswert ist auch, dass für dieses Buch der Kolorist gewechselt hat. Auch wenn sich Jordan Boyd an den alten Farbpaletten orientiert, kommt das Ergebnis doch ein wenig knalliger und scharfkantiger daher. Das stört aber keinesfalls das Gesamtbild und fällt erst dann so richtig auf, wenn die Bücher nebeneinandergelegt werden.

Deadly Class“ ist und bleibt Pflichtprogramm für Comic-Fans und solche, die es werden wollen. Bald sind wir in Deutschland auch auf US-Stand, was bedeutet, das wir von den späten 1980ern in die jungen 90er wechseln werden. Bei der bisher abgelieferten Qualität muss man sich aber keine Sorgen machen, dass die Reihe jemals langweilig wird.


Leseprobe


DEADLY CLASS: Kein Zurück (Bd.8), Autor: Rick Remender, Künstler: Wes Craig, 136 Seiten, Softcover, 16,80 Euro, Erschienen bei CROSS CULT