„Dantes Inferno“, ursprünglich aus der Feder von Dante Alighieri, geschrieben im 14. Jahrhundert, beschreibt Dantes Abstieg in die Hölle und seine Abenteuer in allen Kreisen derselben. Die Erzählung ist sprachlich natürlich ein wenig in die Jahre gekommen und so nahm sich Michael Meier bereits 2012 die Freiheit, eine etwas modernisierte, leicht komödiantische Version zu veröffentlichen. Dante zur Seite steht der Dichter Vergil, der hier die Form eines Schakals annimmt. Gemeinsam durchreisen sie die neun Kreise der Hölle und treffen dabei auf allerlei kuriose Gestalten. Von längst verstorbenen Diktatoren über mal mehr, mal weniger witzige Dämonen hin zu berühmten Dichtern und Erfindern ist für jeden etwas dabei.

Autor und Zeichner Michael Meier gibt der Geschichte, sowohl optisch, als auch inhaltlich einen völlig neuen Touch, ohne despektierlich gegenüber dem Original zu wirken. Natürlich ist das ursprüngliche „Inferno“ als erster Teil der „Göttlichen Komödie“ völlig anders zu bewerten, sollte es doch dem Volk einen Einblick verschaffen, was Mensch nach dem Tod in der Hölle erwartet. Und auch unsere heutige Kultur ist davon in vielen Teilen geprägt. Die Bibel beschäftigt sich tatsächlich sehr wenig detailliert mit dem Teufel und der Hölle. All das, was wir da an überliefertem Wissen haben stammt eigentlich aus Dantes Feder. Interesse an polarisierenden und skandalösen Werken scheint es allerdings bereits im Mittelalter gegeben zu haben, Dantes Trilogie war nach der Bibel das meistgelesene Werk seiner Zeit, was vermutlich auch an dem Mangel an Büchern insgesamt und der Tatsache, dass die Komödie nicht in Latein sondern Italienisch verfasst wurde liegt. Optisch lässt sich Meier einiges einfallen, die Hauptfarben sind Schwarz, Weiß und Rot, der Kontrast ist also sehr hoch. Hintergründe sowie Charaktere sind sehr flächig gezeichnet, einen hohen Detailgrad erreicht er damit nicht. Das spielt aber auch gar keine Rolle. Schnell vertieft man sich als Leser in die Geschichte, Dante reist schließlich nicht allein, sondern mit seinem hundeartigen Gefährten, mit dem er sich permanent austauscht und so die Geschichte hauptsächlich durch die Dialoge vorangetrieben wird.

Die rund 150 Seiten vergehen wie im Fluge. Meier hat dermaßen viele Gags und Gastauftritte bekannter Politiker, Diktatoren, Erfinder und Dichter auf seinen Seiten versteckt, das man mit dem Zählen kaum nachkommt. So ungefähr müssen sich unsere französischen Nachbarn beim Lesen der Asterix-Comics fühlen. Goscinny und Uderzo teilten ja, wie man hört, die Angewohnheit Prominente in ihren gallischen Abenteuern auftauchen zu lassen. Mangels Kenntnis großer Teile der französischen Politikergilde entgeht mir da leider einiges. Auch wer Wortspiele mag kommt hier häufig auf seine Kosten. Beim „Eisregen“ regnet es z.B. Produkte eines bekannten Speiseeisherstellers, der mit dem Buchstaben „L“ beginnt. Reprodukt legt die Geschichte, die in erster Version 2010 – 2011 episodisch in der Frankfurter Allgemeinen erschien als diabolisch rotes Hardcover neu auf. Für 20€ ein wahrer Schnapper, der in keiner gut sortierten Sammlung fehlen sollte.


Leseprobe


DAS INFERNO, Autor & Künstler: Michael Meier, 136 Seiten, Hardcover, 20,00 Euro, Erschienen bei REPRODUKT