Den Actiongeladenen Prolog von „Shaolin“ , verknüpft man erst im Laufe der Geschichte mit der generellen Handlung. Der kleine Shaolin „Weiße Wolke“ wächst in einem Kloster hoch in den tibetischen Bergen auf. Dort wird ein von Meister Huo ausgebildet seit er als kleiner Junge im Schnee gefunden wurde. Doch dunkle Mächte setzen auf der Suche nach großer Macht Kräfte frei, die sie nicht kontrollieren können und gefährden damit die gesamte Menschheit. Wie ist unser Protagonist in all das verstrickt, wer genau sind diese Kultisten und welche Rolle spielt die geheimnisvolle Kopfgeldjägerin, die ebenfalls mit der Suche nach dem seltsamen Gegenstand betraut ist, der für alles verantwortlich scheint?

Jean-Francois Di Giorgio schafft eine in sich wunderbar stimmige Welt, die aus Geheimgesellschaften, Shaolin-Mönchen in Bergklostern und Assassinen besteht. In diesem ersten Band müssen natürlich alle Parteien und Charaktere erstmal vorgestellt werden, das gelingt dem Szenaristen sehr gut. Schnell hat man sich an Weiße Wolkes Leben im Tempel gewöhnt, das auch nicht nur aus Meditieren und Training besteht, sondern auch wie bei ganz normalen Kindern aus Liebe, Eifersucht und Rivalität. Der junge Novize scheint allerdings eine besondere Rolle einzunehmen, die in diesem Debüt lediglich angedeutet, aber nicht genauer beleuchtet wird. Optisch umgesetzt wird das Ganze von Looky, dem treuen Splitter-Leser bekannt aus „Legende der Drachenritter“ oder „Herkules“. Hier wählt der Illustrator aber eine etwas andere Herangehensweisen als die gewohnt realistische Darstellung. Hintergründe und Umgebung sind wie üblich hochgradig detailliert und realistisch. Für die Figuren – besonders die Kinder – wählt der Franzose aber einen sehr comicartigen Stil, der an typische frankobelgische Figuren wie aus „Die Minimenschen“ oder „Spirou und Fantasio“ erinnert. Auch typische „Comiclaute“ wie „Paf“, „Smack“ oder „Tap!Tap!“ werden in fetten Buchstaben in die Zeichnung eingefügt und betonen das „kindische“ in diesen Szenarien. Interagieren die Erwachsenen sind diese Laute ebenfalls vorhanden aber deutlich weniger präsent. Damit wird der Unterschied zwischen fehlender und vorhandener Ernsthaftigkeit sehr deutlich.

Dieser erste von drei Bänden stellt Charaktere und Örtlichkeiten gut vor, die Handlung wird angestoßen, aber es passiert noch relativ wenig. Für Fans fernöstlicher Action eine tolle Story, die zwar das Rad nicht neu erfindet, den Leser aber hervorragend unterhält und mit den großen Illustrationen und ungewöhnlichem Panel-Design schnell in seinen Bann zieht.


Leseprobe


SHAOLIN: Das Kind des Schicksals (Bd.1), Autor: Jean-François di Giorgio, Künstler: Looky, 48 Seiten, Hardcover, 16,00 Euro, Erschienen im SPLITTER VERLAG