KARMEN

TRIGGERWARNUNG: Dieser Comic befasst sich intensiv mit dem Thema Suizid.

Catalina ist jung, studiert in Palma de Mallorca und ist unsterblich in ihren besten Freund verliebt. Der hat aber nur Augen für andere Frauen und scheint sie gar nicht wahrzunehmen. Nach vielen Hin und Her ist sie sich sicher, es gibt nur eine Lösung. Sie schließt sich ins Badezimmer ein, fasst zur Rasierklinge und auf einmal steht Karmen vor ihr. Gekleidet in einem hautengen schwarzen Anzug mit einem menschlichen Skelett darauf, rosa Haaren und immer einem frechen Spruch auf den Lippen, entführt sie die unglücklich Verliebte auf eine ganz besondere Reise.

Dieser Comic ist schonungslos ehrlich und nimmt sich die schwersten Fragen des Lebens zur Brust. Was ist uns wichtig? Wie entstehen menschliche Beziehungen und warum können diese zerbrechen? Wofür Leben wir eigentlich? Gleichzeitig findet Autor und Zeichner Guillem March aber Mittel und Wege, eine gewisse Leichtigkeit und auch viel Humor unterzubringen. So bleibt man an den Seiten haften, verliert sich in dieser unwirklichen Welt und wird immer wieder überrascht, welche Haken der Erzähler schlägt, bevor er auf die Zielgerade einbiegt.

Hinzu kommen seine einfachen, klar strukturierten und modernen Bilder. Mit scharfem Strich entwickelt er eine aufgeräumte Bilderwelt, die es dem Leser spielend leicht ermöglicht, in die Geschichte abzutauchen. Dabei baut er immer wieder ungewöhnliche Panel-Strukturen, die aber nie so außergewöhnlich oder hektisch sind, dass der Lesefluss gestört oder unterbrochen wird.

Karmen ist ein grandioser Comic, der sich mit Themen beschäftigt, die sich zwar nicht für einen lockeren Leseabend eigenen, aber eine so starke Wirkung entfalteten, dass dieses Buch noch lange nachhallt. Eine ganz klare Empfehlung und wieder mal ein gelungener Beweis, dass Comics mehr sein können als lustige kleine Bildchen und actionreiche Superhelden-Geschichten.