Bei einer rasanten Kutschfahrt, über einen verschneiten See bricht Daniel Letendre ein. Zum Glück wird er von dem hünenhaften Mickhai gerettet und im Haus von Angus MacMahon gesund gepflegt. Als Wiedergutmachung schlägt diesem dem jungen Mann vor, bei der Pflege seiner Nichte zu helfen, die seit dem Tod ihres Vaters in vollständige Katatonie verfallen ist. Ein geheimnisvolles Tor, ein magisches Amulett und eine „Welt des Bösen“ ergeben ein wunderbares Abenteuer.

Autor Jaques Lamontagne, bekannt durch „Die Druiden“ oder „Van Helsing“ (beides ebenfalls Splitter-Verlag), kreiert eine wunderbare Welt für diesen ersten Teil der Geschichte. Eine Mischung aus Dracula und Lovecraft beschreibt es wohl am besten. Der junge Daniel befindet sich, ähnlich wie Johnathan Harker in Dracula, in einer Mischung aus Gast- und Gefangenenverhältnis im gruseligen Haus eines seltsamen Mannes. Hier in der Gestalt von MacMahon, bei Bram Stoker in Gestalt des berüchtigten Draculas. Und wem das titelgebende Sheridan Manor noch nicht „lovecraftisch“ genug ist, der kommt spätestens in der „Welt des Bösen“ auf seine Kosten. Eine Art verzerrtes Spiegelbild der realen Welt, ähnlich Lovecrafts „Die Glocke im Turm“ oder dem moderneren „Stranger Things“. Voller Monster und merkwürdiger Kreaturen, aber vielleicht mit dem Geheimnis des ewigen Lebens. Wunderbar dargestellt werden beide Welten vom Zeichner Ma Yi, Splitter-Lesern bekannt aus „Die Elfen“ oder „Orks & Goblins“. Wunderbar große oder ungewöhnliche Panels und Splashpages, extrem detaillierte Darstellungen sowie bemerkenswert gelungene Rückblicke in Sepia-Tönen lassen den Leser schnell in die Geschichte eintauchen. Einziger leichter Wermutstropfen: Die Charaktere bleiben leider noch relativ zweidimensional. Gerade MacMahons Diener Mickhai ist eine sehr simpel gehaltene Kopie des typischen „Igors“, aber auch Daniel bleibt relativ flach. Das kann man aber leicht im nächsten Band nachholen, wir wollen hier also nicht überkritisch sein.

Eine Mischung aus Detektiv- und Gruselgeschichte, die den Leser schnell in seinen Bann zieht und mit dem großen Knall am Ende praktisch dazu zwingt schnellstmöglich mit dem nächsten Band fortzufahren. Im französischen Original erschien bereits Band 2, der die Geschichte zuende zu bringen scheint. Wer auf die Filme von Tim Burton oder die Geschichten von H.P. Lovecraft steht, wird hier sicherlich glücklich. 


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SHERIDAN MANOR: Das Tor von Gehenna (Bd.1), Autor: Jacques Lamontagne, Künstler: Ma Yi, 56 Seiten, Hardcover, 16,00 Euro, Erschienen im SPLITTER VERLAG