Der zurückgezogen lebende Mediziner Harry Vanderspeigle wird vom Sheriff und vom Bürgermeister des nahegelegenen Dorfes in die Ermittlungen zu einer Mordserie einbezogen. Das gefällt Harry zwar überhaupt nicht, da der einzige Arzt des Dorfes aber eines der Opfer ist, wird er sich nur schwer selbst obduzieren können. Auch lässt sich schwer abschlagen, dass Harry wenigstens vorübergehend die medizinische Versorgung der Dörfler übernehmen soll. Wiederwillig übernimmt er die an ihn herangetragenen Aufgaben, unterstützt die Ermittlungen und versorgt seine Patienten. Und tatsächlich scheint keinem der Menschen im Dorf aufzufallen, dass ihr Doktor Vanderspeigle genau das nicht ist – Ein Mensch. Sondern ein waschechter, gestrandeter Außerirdischer.

Es ist schon ausgesprochen charmant, wie „Resident Alien“ konstruiert ist. Ein menschenscheues Genie, das bislang zurückgezogen lebte, aber nun durch einen Notfall permanent in zwischenmenschliche Interaktionen gezwungen wird, wäre bereits ohne das extraterrestrische Gimmick eine schöne Grundlage für gepflegte Kleinstadt-Kriminalistik. Das Spiel mit der Wahrnehmung der Menschen, die Beziehungen zwischen den liebenswert überzeichneten Figuren bereitet bei der leichten Lektüre genau so viel Spaß, wie das Mitfiebern und -ermitteln.

Visuell gibt sich der Band hübsch aber bescheiden. Details entstammen ausschließlich der Tuschearbeit, die einfachen, kaum schattierten Farben unterstreichen nochmal das nostalgische Krimi-TV-Serien-Feeling. Die in diesem Band abgeschlossene, erste Miniserie ist eine sympathische, alleinstehende Geschichte, aber auch eine spannende, interessante Grundlage für weitere Geschichten. Gut, dass Splitter bereits im November den zweiten Band nachreicht, der durch die auf dem Comic basierende TV-Serie mit Alan Tudyk vielleicht auch eine etwas breitere Öffentlichkeit erreichen kann. Viel Potential lässt sich auf jeden Fall absehen.


Leseprobe


RESIDENT ALIEN: Willkommen auf der Erde! (Bd.1), Autor: Peter Hogan, Künstler: Steve Parkhouse, 104 Seiten, Hardcover, 19,80 Euro, Erschienen im SPLITTER VERLAG