Forscherdrang bringt den Großwildjäger Roxton, den jungen Journalisten Malone und zwei angesehene Wissenschaftler in die entlegenen Regionen des Amazonas. Hier sollen Berichten zufolge noch Dinosaurier existieren. Eine solche Expedition ist Anfang des 20. Jahrhunderts gar nicht so einfach. Ohne Satellitentelefon, Jeep oder Hubschrauber plagt sich das halbe Dutzend Männer ganz schön ab. Die Gefahren durch die vermeintlich ausgestorbenen Riesen mal ganz außen vor.

Die Romanvorlage stammt aus der Feder von Arthur Conan Doyle, welcher ja auch die Conan-Reihe erschuf. Das Thema Fantasy lag dem britischen Autor also sehr gut. Ebensogut wandelt Szenerist Christophe Bec die Geschichte in eine Graphic Novel um. Die Story ist gut modernisiert, nichts stößt mir als zu altbacken auf. Im Fokus liegen die Beziehungen zwischen den sehr unterschiedlichen Charakteren, aber die unerwarteten Gefahren, und wie die Forscher damit umgehen, bilden oftmals mit knallharter Action einen guten Kontrast zu den langen Gesprächen. Die Zeichnungen von Fabrizio Faina und Mauro Salvatori lassen den Leser leicht in diese vergessene Welt eintauchen. Besonders die großen Landschaftsbilder haben eine sehr beeindruckende Wirkung und spiegeln die Weite der Fremde sehr gut wieder. Die Menschen in dieser Geschichte wirken allein dadurch schon sehr klein und hilflos. Die Story entwickelt sich sehr gut über den Verlauf der einzelnen Bände. Anfangs werden die Charaktere vorgestellt, ihre grundsätzliche Motivation und wie sie mit den Herausforderungen umgehen. Im Weiteren wird eben diese Grundeinstellung etwas in Frage gestellt, ethische Grundsätze und ob man selbige über Bord werfen kann sind ein großes Thema. Natürlich darf ein wenig Spannung nicht fehlen, die ganz große Action à la Jurassic Park sucht man hier aber vergeblich. Die braucht es aber auch gar nicht. „Vergessene Welt“ ist eine der Geschichten, die sich gut an verregneten Tagen im Lesesessel genießen lassen, wenn man Zeit hat sich voll in der Story zu verlieren.

Nicht zu vergessen sind die zwischen und nach den Einzelbänden, eingestreuten Skizzen im Stile derer, die Forscher damals aus reinem Mangel an Fotoapparaten angefertigt haben. Diese geben einen zusätzlichen Eindruck von Authentizität.

Ein wunderbar in sich abgeschlossenes Gesamtwerk, mit 158 Seiten auch noch nicht zu dick um es bequem auf dem Schoß zu balancieren. Für mich als Fan sowohl der Jurassic Park- als auch der Conan-Reihe eine wunderbare Mischung beider Einflüsse. Die Autoren schaffen es hier auf wunderbare Weise eine tolle Mischung aus beidem abzuliefern. Am Ende hofft man fast auf einen zweiten Teil, vielleicht eine „Rückkehr in die Vergessene Welt“.


Leseprobe


VERGESSENE WELT (Gesamtausgabe), Autor: Christophe Bec Künstler: Fabrizio Faina, Mauro Salvatori, Andrea Scoppetta 158 Seiten, Hardcover, 39,80 Euro, Erschienen im SPLITTER VERLAG