Irgendwo im All befindet sich ein Mond namens Euridice, vorbereitet für das Terraforming. Eine Gruppe friedlicher, religiöser Enthusiasten – genannt Spinners –  hat einen Deal mit der globalen Megacorporation Weyland-Yutani, das Terraforming zu überwachen. Am Ende sollen sie aber die alleinigen Hüter und Eigner des Mondes werden. Dieser Zeitpunkt scheint gekommen, doch völlig unerwartet stürzt ein fremdes Raumschiff auf den paradiesischen Mond. Aus seinen Trümmern kriecht eine Kreatur, die alles in den Schatten stellt, was die Spinners sich überhaupt vorstellen können. Eine Schlange im Paradies. Einmal mehr scheint das größte Übel nicht der Xenomorph zu sein.

Wie heißt es so schön? „Homo homini lupus est“, der Mensch ist des Menschen Wolf. Wie schon in früheren Alien-Geschichten stellt das Alien zwar die offensichtliche größte Bedrohung dar, doch ist dieses getrieben von seinen Instinkten. Verrat oder das Opfern seiner Mitkreaturen ist ihm, im Gegensatz zum Menschen, völlig fremd. Das hält das Wesen natürlich nicht davon ab, das religiöse Häuflein deutlich zu dezimieren. Doch die Spinners kämpfen nicht nur gegen den Xenomorph, sondern auch gegen die Schergen Weyland-Utanis und Androiden, die bisher unerkannt unter ihnen lebten. Eurydike ist in der griechischen Mythologie die Frau des Orpheus. Sie stirbt an einem Schlangenbiss und ihr Gemahl nimmt die Reise in die Unterwelt auf sich, um sie zurückzuholen. Die Parallele hier ist natürlich nicht nur der Biss der biblischen Schlange, die das Paradies der Spinners zur Hölle macht, sondern auch deren Exodus aus ihrer Siedlung auf der Suche nach Erlösung. Die gesamte Story ist voller toller Anspielungen auf die Alien-Filme, allen voran der erste Film, „Alien“ von 1979. Einer der Androiden gibt an ein Model der Ash-Reihe zu sein, ebenso wie der Synthetische aus besagtem Film. Außerdem dreht sich die Religion der Spinners um eine allmächtige göttliche Wesenheit, die sie Mutter nennen. Genau wie der Spitzname des Computers in „Alien“. Eine direkte, lineare Verbindung zum ersten Handlungsbogen „Blutlinien“ gibt es in „Erweckung“ nicht, aber die Story spielt parallel zu den Ereignissen und die „Welt“ ist ganz klar dieselbe. Als Bonus gibt es noch das Alien-Annual, was ein direktes Prequel zu den Geschehnissen in „Blutlinien“ darstellt.

Nach einer gewissen anfänglichen Skepsis aufgrund der Tatsache, dass die Alien-Stories nun nicht länger bei Dark Horse Comics sondern im Original bei Marvel (und damit hier bei PANINI) erscheinen. Die Geschichten sind nicht nur abwechslungsreich sondern extrem spannend. Nach nur wenigen Panels weiß der Leser, worum es geht und ist bereits tief in die Geschichte eingetaucht. Marvel verfügt schließlich über die Mittel, fähige Leute für Story und Artwork zu verpflichten. Und diese ergänzen sich hier wieder prächtig.


Leseprobe


ALIEN 2 – Erweckung, Autor: Phillip Kennedy Johnson Künstler: Salvador Larroca, Guru-eFX 180 Seiten, Softcover, Erschienen bei PANINI