Gerade so eben ist Lou Pirlo dem von Zombies überrannten Bayou von New Orleans entkommen. Da landet der Pechvogel allerdings in Cleveland, genauer gesagt in einem Shantytown namens Kingsbury Run. Allerdings sind das auch die Jagdgründe des ersten Serienkillers der Vereinigten Staaten, von der Presse liebevoll „Der Schlächter“ genannt. Derweil ist es Tempest Holt gelungen, sich in Lous alte Gang einzuschleusen um ihren vermissten Vater zu finden. Also die gewohnt brisante Mischung aus Werwölfen, Gangstern, Polizei und Blut. Mehr braucht es eigentlich auch nicht.

Das Kreativteam, bestehend aus Brian Azzarello und Eduardo Risso bleibt seinem Stil treu. Einerseits die Halbwelt aus Prohibition, illegalem Alkoholausschank und Prostitution, andererseits die für Lou immer noch verwirrende Welt tödlicher Schreckenswesen. Nacht für Nacht betäubt sich der gefallene Unterwelthandlanger mit Alkohol, oder besser gesagt: Er betäubt die Bestie. Andernfalls reißt diese nämlich, was immer ihr in die Klauen fällt. So fällt es der Polizei schwer, die Opfer eindeutig dem „Schlächter“ oder der Bestie zuzuordnen. Handelt es sich um einen oder zwei Täter? Aber auch Tempest wird deutlich interessanter. Anfangs getrieben von der Suche nach ihrem vermissten Vater, lernt sie die Vorteile der Unterwelt mehr und mehr zu schätzen. Rampenlicht, Schmuck und das gute Leben wissen sie durchaus zu beeindrucken. Auf den ersten Blick scheint es der Handlung etwas an Geradlinigkeit zu fehlen, das unterstreicht jedoch sehr deutlich die geistige Verwirrung Lous und den schwindenden moralischen Kompass von Tempest.

Denn das Schreiben einer guten Geschichte ist etwas wofür wir Brian Azzarello durchaus kennen. Für DC hat er schließlich Titel wie „Batman Damned“ oder „Lex Luthor“ geschrieben. Man darf also ruhig annehmen, dass er weiß wo er mit seinen Figuren hin will. Zeichner Eduardo Risso ist ja ebenfalls kein unbeschriebenes Blatt. Seine Illustrationen für DC Comics sprechen für sich. Gerade „Batman Noir“ zeigt einen ähnlichen Stil wie die Moonshine-Reihe.

Die Autoren wissen mit dem aktuellen Band durchaus zu begeistern. Das zum Bayou komplett diametrale Setting der wimmelnden Großstadt funktioniert wunderbar als Leinwand für das neue Kapitel der Geschichte. Lous Abenteuer scheint noch lange nicht vorbei zu sein. Eine absolut lohnenswerte Investition, die selbstverständlich Kenntnis der ersten Bände voraussetzt. 


Leseprobe


MOONSHINE: Ein Schluck für die Engel (Bd.4), Autor: Brian Azzarello, Künstler: Eduardo Risso, 144 Seiten, Hardcover, 22,00 Euro, Erschienen bei CROSS CULT