London 1899. Der Stadtadel verliert jeden Abend beim Poker gegen Mr. Gibbs. Er scheint ein Meister der Karten zu sein und immer ganz genau zu wissen welches Blatt seine Gegenspieler auf der Hand halten. Eines Abends kommt der berühmte Detektive Sherlock Holmes dazu und zwingt Mr. Gibbs innerhalb einer Partie in die Knie. Dabei beweist er direkt, dass es sich nicht wie angenommen um einen guten Poker-Spieler, sondern um eine ausgeklügelte Maschine handelt. Eine solch intelligente Konstruktion hätte aber nur sein tot geglaubter Erzfeind Moriaty zusammensetzen können. Zusammen mit seinem treuen Gefährten Dr. Watson und Herrn Winston Churchill macht er sich daran, den Fall zu lösen.

Schon oft wurden Geschichten rund um den wohl berühmtesten Detektiven der Welt erzählt. Diese darf aber durchaus als außergewöhnlich bezeichnet werden. Nicht nur das sich die Handlung der Autoren Fred Duval und Jean-Pierre Pécau schnell in eine komplett andere Richtung bewegt als es der Anfang vermuten lässt, auch das düstere „Steam Punk“-Szenario weiß zu überraschen. Hinzu kommt das die beiden Erzähler auch alte Romane wie „Jekyll and Hyde“ in einer ganz eignen, angepassten Version in die Story einbinden. Charakterlich erinnert Herr Holmes mit seiner vorlauten, selbstdarstellerischen Art oft an modernere Interpretationen wie zum Beispiel aus der Fernsehserie „Sherlock“ mit Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle.

Steven Subics Bilder der Protagonisten sind oft skizzenhaft und vage gehalten. Das stört aber keinesfalls und intensiviert oft die vorherrschende und furchterregende Horror-Atmosphäre. Im Gegensatz dazu stehen die häufig sehr akkurat gezeichneten Hintergründe, wie der Elisabeth-Tower oder die vielen Apparaturen mit all ihren Zahnrädern und Schräubchen. Die gedeckten Farben von Scarlett Smulkowski tun ihr übriges und zeigen ein dreckiges, vernebeltes London mit zwielichtigen Seitengassen.

Wer sich für Detektiv-Geschichten oder Steampunk-Szenarien begeistern kann, sollte hier einen Blick riskieren, um sich restlos begeistern zu lassen. „M.O.R.I.A.R.T.Y.: Das mechanische Imperium“ ist ein sogenanntes „Double-Feature“, ein Hardcoversammelband das gleich zwei Alben beinhaltet. In sich ist die Erzählung abgeschlossen, lässt aber auf eine Fortsetzung hoffen.


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M.O.R.I.A.R.T.Y.: Das mechanische Imperium, Autor: Fred Duval, Autor: Jean-Pierre Pécau, Künstler: Stevan Subic, 128 Seiten, Hardcover, 24,00 Euro, Erschienen bei SPLITTER