Nach sechzig Jahren Reise durch den feindlichen Weltraum und unzähligen Verlusten durch technische Defekte hat die afrikanische Flotte endlich den Planeten Sahondra erreicht. Dieser ist der Erde in extrem vielen Aspekten sehr ähnlich, allerdings mit einer Besonderheit: Es gibt keine Lebewesen, die größer als Insekten sind. Nirgendwo auf dem riesigen Planeten. Biologin Kenia geht mit der ersten Gruppe Wissenschaftler auf die Oberfläche, um die Ursache zu untersuchen. Recht schnell zeigt das seltsame Ökosystem des Planeten jedoch seine Wirkung auf die Tiere, die zu Versuchszwecken mitgenommen wurden. Müssen die ehemaligen Afrikanischen Nationen weitersuchen? Und sind die hyperintelligenten KI, welche die Flottenkapitäne beraten wirklich in der Lage vernünftig zu helfen?

Autor Olivier Peru erschafft hier ein sehr schönes Szenario, das sich in einigen maßgeblichen Punkten von den früheren Conquest-Bänden unterscheidet: Bisher trat der Mensch meist als der Aggressor und Eroberer auf, versuchte sich die neue Welt Untertan zu machen. Die Mitglieder dieser Flotte werden als naturverbundener, aber nicht primitiver, dargestellt. Sie bringen Tiere mit, mit denen sie kommunizieren können und von denen sie sich versprechen, den Planeten möglichst natürlich zu besiedeln und im Einklang mit der Natur zu leben. Eine friedliche Koexistenz mit den wenige Zentimeter großen Insekten von Sahondra scheint möglich, aber eine unerwartete Bedrohung schließt ein Miteinander schnell aus. Auf der einen Seite haben wir also den Druck von oben, die Flotte ist alt, immer wieder sterben Siedler in ihren Cryokammern wegen technischer Probleme. Andererseits könnte der Planet die Fremdlinge als Bedrohung ansehen und effektiv bekämpfen. Einen weiteren, sehr aktuellen Aspekt stellen die beiden KI dar, die die Flotte seit sechzig Jahren beraten. Aber diese Ratschläge werden nicht ohne Kritik akzeptiert. Viele finden die Entscheidungen zu steril, zu wenig mit den Menschen verbunden. Optisch tragen Louis und Kyko Duarte einiges dazu bei, den Leser in diese natürliche, unberührte Umgebung zu ziehen.  Bildgewaltig zeigen sich große, doppelseitige Illustrationen und detailverliebte Darstellungen des dichten Dschungels. Alles hat in etwa das Feeling von einer „Reise in die Vergessene Welt“. Höhere Lebewesen scheinen nicht zu existieren, sehr einfache Organismen beherrschen das Ökosystem.

Es wird nicht langweilig in der Conquest-Reihe. Immer wieder finden sich neue Szenarien und neue Herausforderungen. Aber nicht nur das, auch die verschiedenen Fronten, zum Beispiel Wissenschaft gegen Militär machen diesen Band so interessant. Wie üblich steht die vorliegende Geschichte für sich alleine und muss nicht zwingend im Kontext mit den früheren Erscheinungen gelesen werden.


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CONQUEST: Sahondra (Bd.9), Autor: Olivier Peru Künstler: Louis und Kyoko Duarte, Olivier Héban, 64 Seiten, Hardcover, 17,00 Euro, Erschienen im Splitter Verlag