Auf dem weit entfernten Mond LV-695 führen die Wissenschaftlerin Batya Zahn und ihre Familie Forschungen und Experimente durch, um das kostbarste Gut der Menschheit zu gewinnen und zu erhalten: Wasser. Eines Tages stößt Batyas Tochter Zasha in einem Eisblock unter der Erde auf ein mysteriöses gefrorenes Wesen mit acht seltsam geformten Fingern und Greifschwanz. Tief in den Gletschern dieses eisigen Planetoiden lauert im Ruhemodus eine Kreatur auf den Moment, um an die Oberfläche zu kommen und zu tun, was sie am besten kann: Ihre Spezies vermehren.

Im Prinzip denkt man bei den Alien-Comics ja „Das kenne ich doch schon. Protagonist findet Alien, Alien tötet Protagonist“, ein wenig wie im Cthulhu-Mythos. Aber die Story steckt auch hier im Detail. Vordergründig besteht ja die Bedrohung durch die Xenomorphe, aber viel interessanter ist die Motivation der menschlichen Akteure. Was treibt das Wissenschaftler-Team wirklich an, wen schickt die Firma zu ihrer Rettung, usw. Welche Geheimnisse umgibt Batya Zahns Forschungen und sind diese nur auf die Gewinnung von Trinkwasser begrenzt? Es entspinnt sich eine sehr interessante Soziologie-Studie, bei der Manche nur auf ihren eigenen Vorteil, andere auf das blanke Überleben fixiert sind. Diese neue Miniserie im Alien-Universum stammt von Comic-Legende Declan Shalvey („Deadpool“, „Moon Knight“) und gönnt dem Leser keine einzige ruhige Minute. Jedes der ursprünglich fünf Einzelhefte endet mit einem spannenden Cliffhanger, dem eine mehrwöchige Pause bis zum Erscheinen des nächsten Heftes folgte. Im vorliegenden Paperback kann man jedoch flott weiterlesen und in den nächsten Wendepunkt stolpern.

Die Zeichnungen steuert der talentierte italienische Künstler Andrea Broccardo („Star Wars“, „Marauders“) bei, dessen unverwechselbarer Stil die klaustrophobische Atmosphäre dieses schockierenden Szenarios perfekt einfängt. Es bleiben jedoch deutliche Anlehnungen an die während der 1990er bei Dark Horse erschienenen Alien-Comics bestehen, zum Beispiel die Schlichtheit der Hintergründe. Diese sind ziemlich detailarm und eher einfarbig gehalten, was die Kargheit des Eisplaneten schön unterstreicht.


ALIEN: Tauwetter (Bd.4), Autor: Declan Shalvey, Künstler: Andrea Broccardo, Triona Farrell, Ruth Redmond, Dike Ruan, Matthew Wilson, Übersetzung: Alexander Rösch, 132 Seiten, Softcover, 17,00 EURO, erschienen bei PANINI