CARNAGE (Bd.2): Das Buch der Verdammten

Cletus Cassidy ist zurück. Verbunden mit dem scharlachrotem Spross der symbiotischen Lebensform „Venom“ gehört der zynische, eiskalte Serienkiller zu den gefährlichsten und unberechenbarsten Superschurken des Planeten. Eine ganz besondere Spezialeinhalt, getrieben von überwiegend ganz persönlichen Motiven macht nun Jagd auf die psychopathische Bestie. Da kommt es außerordentlich ungelegen, dass Carnage zusätzlich zu seinen kosmischen Fähigkeiten in den Besitz eines übernatürlichen Zauberbuchs gelangt, welches ihn zu einem noch tödlicherem Gegner werden lässt. Gehetzt von seinen Verfolgern rettet sich Carnage mit letzter Kraft an Bord eines Segelboots, das von einer Teenagerin über den scheinbar endlosen Ozean navigiert wird…

Beim Versuch Spider-Mans diabolische Nemesis aus den Neunzigern zu reanimieren ist der ambitionierte Autor Gerry Conway ein wenig über sein Ziel hinausgeschossen. Die düsteren Rituale und finsteren Dämonen stehen Cletus ganz ausgezeichnet und bilden einen weiteren, herrlichen Kontrast zu seiner flapsig-bösartigen Attitüde. Carnage jedoch gleich von einer ganzen Spezialeinheit aus Symbionten, Magierinnen und sogar Werwölfen verfolgen zu lassen, lässt die eigentlich atmosphärisch sauber konstruierte Jagd nach dem Killer mitunter zur trashigen Lachnummer verkommen und erstickt die bedrohliche Finsternis in Materialschlachten in „Power Rangers“-Dimensionen.

Nichtsdestotrotz verfügt auch „Das Buch der Verdammten“, der zweite Sammelband zur ersten fortlaufenden „Carnage“-Serie über großartige Momente und überzeugt mit filigranen, stimmungsvollen Zeichnungen in bester Horrorcomic-Tradition. Bei einem flüchtigem Blick auf das Bonusmaterial fällt schnell auf, dass diese nicht unbedingt von der digitalen, fließenden und oft sehr dunklen Kolorierung profitieren. In diesem Fall wäre etwas weniger sicher mehr gewesen.

Fakt ist trotz allem, dass „Carnage“ eine ungewohnt und willkommen düstere Marvel-Reihe ist, deren gewagte Ansätze noch viel Wachstumspotential bieten. Freunde des schwarzen Humors werden alleine wegen der oft grenzwertigen Kommentare des spitzbübischen Schlachters wohl kaum um diesen Comic-Band herumkommen.