Es ist verdammt kalt in Grimsvig. Das liegt nicht nur am Winter, sondern vor allem auch daran, dass der größenwahnsinnige Baron Magnus den einst so fröhlichen Ort in ein tristes, von Angst regiertes Straflager verwandelt hat. Nicht einmal zum Julfest bekommen die Minenarbeiter frei. Und die Spielzeuge, die ihre Kinder sonst unter dem Julbaum mit leuchtenden Augen lachen lassen werden allesamt konfisziert und dem verzogenem, nimmersattem Sprössling von Magnus kredenzt. Klaus, ein ehemaliges Mitglied der Stadtgarde von Grimsvig will der Stadt das Licht und die Freude zurückbringen. Und er verfügt über außerordentliche Fähigkeiten, die diesem aussichtslosen Kampf tatsächlich eine überraschende Wendung verleihen könnten…

Wow. Was sich auf den ersten Blick wie eine überdreht-platte Holywood-Parodie liest, offenbart sich schnell als wirklich dicht erzählte und wunderschön gezeichnete Fantasy-Story. Die ist zwar nicht völlig ohne komische Momente, aber in allererster Linie genau das, was der legendäre Comic-Autor Grant Morrison konzipiert hat. Die ernste, aufrichtige Ursprungsgeschichte eines Superhelden, der Grundstein seiner Mythologie. Dabei auf eine Figur zurückzugreifen, die in unserer Popkultur derart überstrapaziert und verkitscht wurde erscheint zunächst reichlich albern, offenbart sich aber sehr schnell als verdammt pfiffiger Schachzug. Mit geschickt angedeuteten übernatürlichen Aspekten und der kategorischen Verbannung aller modernen und christlichen Motive bleiben nur noch die ursprünglichen, nordeuropäischen Elemente übrig, die irgendwann mit den christlichen Bräuchen verschmolzen sind. Der Baum und all die anderen Dinge, die auch heute noch fester Bestandteil unserer Tradition sind, ohne einen konkreten Bezug zum christlichen Hintergrund des Weihnachtsfests zu haben.

Klaus ist Held der Arbeit, Held der Kinder und kämpft im Hollywood-würdigen Finale sogar gegen eine ultimativ böse Macht. All diese Ereignisse der im Sammelband abgeschlossenen Serie bilden nachvollziehbar und sinnvoll die Ursprünge der modernen Mythologie rund um den Weihnachtsmann, wie wir ihn kennen und lieben. Oder eben hassen. Exzellent erzählt und von Dan Mora in starke, dynamische Bilder verpackt steht Klaus seinen traditionellen Superhelden-Kollegen in rein gar nichts nach. Und dabei klang am Anfang alles nach einem stumpfen Gag, einer Schnapsidee. So kann man sich täuschen. Absolut Großartig.

Dass Panini übrigens weiterhin Schmuckstücke wie „Klaus“ in vernünftig bepreisten, unlimitierten Hardcover-Bänden veröffentlicht, sollte übrigens auch nicht unerwähnt bleiben. Weiter so!


KLAUS: Die wahre Geschichte von Santa Claus
Autor: Grant Morrison
Künstler: Dan Mora
212 Seiten
Hardcover
29,00 Euro
ERSCHIENEN BEI PANINI