Afghanistan-Veteranin Sam lebt zurückgezogen auf dem Schrottplatz der kauzigen aber herzlichen Libby. Als diese rüstige Rentnerin ein seltsam hohes Angebot für den wenig rentablen Flecken Erde mitten in der Wüste bekommt wird sie misstrauisch. Sam fühlt sich im Rahmen ihrer posttraumatischen Umstände hier wohl, wenigstens kommt sie zurecht und verbringt den Tag am liebsten damit, gemeinsam mit ihrem imaginärem Freund, dem missmutigen Gorilla Mike vorfahrende Autos am Klang ihres Motors zu erkennen. Was steckt hinter dem großzügigen Angebot und warum lässt der mysteriöse Unternehmer sich einfach nicht abwimmeln?

„Motor Girl“, das neueste Werk von Ausnahme-Comickünstler Terry Moore ist in jeder Hinsicht reduziert, wenn man es mit seinen übrigen Erzählungen vergleicht. Der in sich abgeschlossene Band fährt nicht die atemberaubend detaillierten Splash-Pages seines Mystery-Horrors „Rachel Rising“ auf und ist auch deutlich kürzer und bündiger als das preisgekrönte Soap-Drama „Strangers in Paradise“. Trotzdem ist die fantasievolle Psychostudie ein waschechter Moore. Die wenigen Charaktere sind bis in kleinste, neurotische Eigenheiten ausdefiniert und der im immer goldrichtigen Tempo erzählte Plot erzeugt herzliche Lacher, gespannte Begeisterung und tiefe Betroffenheit.

Die Verankerung in sein alle Serien umspannendes „Mooreverse“ geschieht hierbei über die herrlich rotzige Oma Libby, die Terrys Fangemeinde natürlich längst als Francines Tante aus „Strangers in Paradise“ ein Begriff ist. Die Fortsetzung seines wohl umfangreichsten Werks startete erst vor einigen Monaten in den vereinigten Staaten. Knuddelige Auftragsschläger, putzige Aliens oder die vielen sympathischen Details aller Figuren in „Motor Girl“ können nicht darüber hinwegtäuschen, dass „Motor Girl“ ein emotional extrem beeindruckendes Werk ist, das neben seinem intelligent konstruiertem Spiel mit Realität und Halluzinationen vor allem durch Terrys unnachahmliches Talent für die Gestik und das Gefühlsleben seiner Figuren getragen wird.

Ein großartiges und berührendes Comic-Vergnügen, dass sich wegen seiner übersichtlichen Seitenzahl und seiner realistisch verwurzelten Handlung auch Ideal als Eisbrecher für Freunde und Verwandte eignet, die bislang keinen Einstieg in die Welt der Comics gefunden haben. Eine ganz klare und unbedingte Empfehlung.


Leseprobe


MOTOR GIRL
Autor: Terry Moore
Künstler: Terry Moore
224 Seiten
broschiertes Softcover
24,95 Euro
Erschienen bei SCHREIBER & LESER

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