Der Spieleentwickler „Platinum“ steht (von einigen ruhmlosen Ausfällen abgesehen) für kompromisslose, schnelle, laute, grelle, hysterische und komplexe Actionspiele. Mit „Bayonetta“ und „Vanquish“ feiern dieses Jahr zwei besonders lobenswerte Exemplare der extrem stylischen Ballereien Geburtstag und bekommen ein gemeinsames „Remaster“-Paket spendiert, das mit rund 40€ für Umfang und Qualität der beiden Titel preislich völlig in Ordnung geht. Was die Story angeht, ist es eigentlich völlig egal, ob wir über die kybernetisch verstärkten, markigen Cyber-Söldner aus „Vanquish“ oder über die laszive Hexe mit Pistolenläufen in den Absätzen sprechen, die einige Spieler vielleicht auch als Gaststar aus Nintendos „Super Smash Bros Ultimate“-Prügelei erkennen. Die Handlung ist völlig überzogen, nimmt sich selbst nie wirklich ernst und steckt voll stumpfer aber augenzwinkernder Sterotypen. Dass die vorgerenderten Zwischensequenzen nicht mehr heutigen Standards entsprechen und im Gegensatz zum Spielgeschehen auch nicht wirklich höher aufgelöst wurden ist da auch kein Atmosphäre-Retter.

Davon ab hat es sich aber auch schon mit der negativen Kritik. „Bayonetta“ ist feine, komplexe Combo-Action, die sich sehr, sehr eng an Genre-Primus „Devil May Cry“ orientiert. Das macht tatsächlich auch nach mehrmaligem Durchspielen durch zusätzliche Schwierigkeitsgrade und freischaltbare Moves gehörig Laune und ist immer mal wieder einen Blick wert. Die sehr Animé-esque Präsentation mit kitschigem Orchester-Gedudel wird sicher nicht jedermanns Sache sein, ist aber durchweg professionell und stimmungsvoll. Die schlagkräftige Hexe ist durch den Wiederspielwert also ganz objektiv erstmal der stärkere der beiden Titel.

Das bedeutet aber nicht, dass „Vanquish“ nicht wenigstens bei einmaligem Durchspielen der etwa zehnstündigen Kampagne nicht eine Bombenstimmung verbreiten würde. Das uneheliche Kind der Hollywoodreifen „Gears of War“-Ballereien und der hyperaktiven, quietschbunten „Power Rangers“ ist ein extrem schneller Third-Person-Shooter, der durch die extrem flinke Spielfigur, das pfiffige Deckungsspiel und riesige Mech-Bosse ein ganz eigenes Flair verbreitet, das sich höchstens noch mit dem ebenfalls von Platinum entwickeltem „Metal Gear Rising Revengeance“ vergleichen lässt.

Auch wenn die Grafik beider Titel sich vielleicht nicht mit aktuellen Top-Produktionen vergleichen lässt, sieht das Geschehen dank höherer Auflösung und selbst im dichtesten Kugelhagel butterweichen 60 Frames nie angestaubt oder unzeitgemäß aus, höchstens ein wenig schmucklos. Ein feines Action-Paket für Feinschmecker, denen vor allem ein durchdachtes und tolles Spielgefühl wichtig ist. Das ist im Gegensatz zu Grafik und Präsentation nämlich zeitlos.


BAYONETTA & VANQUISH 10TH ANNIVERSARY BUNDLE, Entwickler: BonusXP, Publisher: En Masse Entertainment, 39,99 Euro, Verfügbar für: Playstation 4, Xbox One, Getestet auf der PLAYSTATION 4