Der dramatische Showdown steht unmittelbar bevor und die Saga um die gefallenen Helden von Spiral City scheint ihr Ende zu nehmen. Nachdem Golden Gail, Abe Slam und ihre Freunde das schreckliche Geheimnis entdeckten, dass ihr Gefängnis betrifft, werden ihre Schicksale nun erneut zusammengeführt. Doch der Colonel scheint sich außerhalb dieser Ereignisse zu bewegen, in Sphären, die ihm erstaunliche Erkenntnisse über die Herkunft aller Helden und Schurken ihres Universums liefern…

Verwöhnt von großen Momenten, epischen Spinoffs und vielen sehr emotionalen Momenten mag für die Leser der erste Blick auf den Abschluss der ersten großen „Black Hammer“-Saga aus der Feder des kanadischen Comic-Wunderkinds Jeff Lemire zunächst etwas ernüchternd wirken. Der zweite „Age of Doom“-Band ist vor allem ein ganz klassischer Superhelden-Comic, mit viel Pathos, Multiversen-Unsinn und für die Serie ungewohnt vorhersehbaren Wendungen. Gemessen am Überraschungsfaktor ist das vierte Buch der Hauptreihe also wohlmöglich auch das schwächste.

Darin liegt aber auch die eigentliche Finesse, Lemires Liebeserklärung an das Genre. Nach der pfiffig-liebevollen, vor Metabotschaften nur so strotzenden Einführung, stilecht retro-konform präsentiert von Indie-Zeichner Rich Tommaso endet „Age of Doom“ wie ein großer Hollywood-Film. Mit viel Spektakel, Wut, Freude und Tränen. Aber das ist kein Verlust oder Versäumnis. Dieses Schleifchen um das nun seit Jahren sorgsam geschnürte Luxuspaket von Heldengeschichten ist eine Verbeugung vor den Lees, Kirbys, Kanes und Shusters dieser Welt. Eine warme, aufrichtige Danksagung. Sie zeigt aber gleichzeitig auch dem modernen Heldencomic, wie wenig edgy, brutal, abgründig und abwegig eine tolle Heldensaga sein muss, wenn man sein Handwerk versteht und so liebenswerte und glaubhafte Charaktere erschaffen kann, wie es die Truppe um „Black Hammer“ ist.

Man muss davon ausgehen, dass sich die Herrschaften bei Marvel und DC die international mit Preisen zurecht überhäufte Reihe wenigstens einmal angeschaut haben. Hoffentlich ziehen sie die richtigen Schlüsse aus dem zauberhaft choreographiertem Unsinn, um den Figuren aus den eigenen Reihen wieder so viel Herz und Verstand zu geben, wie sie vor Jahrzehnten hatten, um den kleinen Jeff hierzu zu inspirieren.


Leseprobe


BLACK HAMMER (Bd.4): Age of Doom Buch 2, Autor: Jeff Lemire, Künstler: Dean Ormston, Rich Tommaso, 192 Seiten, Hardcover, 24,00 Euro, Erschienen bei SPLITTER