DER TOD VON DAREDEVIL

Wilson Fisk alias der Kingpin ist Bürgermeister von New York. Dass er dies nicht mit auf dem legalen Weg geschafft hat, möchte Staatsanwalt Matt Murdock nun beweisen und so den König des Verbrechens seines Amtes zu entheben. In seiner Rolle als Held „Daredevil“ scharrt der blinde Jurist ein kleines Team um sich. Dazu gehören sein guter Freund und „Inhuman“ Frank McGee, der Mutant Cypher und ein Typ, der sich „Reader“ nennt. Gerade als die Truppe richtig loslegen will, grätscht ihnen aber Matts Bruder Mike dazwischen.

Ob Marvel zukünftig noch Reihen an den Autoren Charles Soule vergeben wird? Nachdem er 2014 schon seine Serie zu Wolverine mit „Der Tod von Wolverine“ beendete, geht er hier nach demselben Muster vor. Gut, dass Superhelden auf kurz oder lang immer zurückkehren. Dadurch das in Deutschland nur Bruchstücke seiner Daredevil-Geschichten erschienen sind, war es nicht möglich dem großen, zusammenhängenden Handlungsbogen zu folgen. Neben dem vorliegenden Buch liegen nur „Daredevil: Chinatown“ und „So finster die Nacht“ auf Deutsch vor. So lässt sich nur aus den redaktionellen Texten ableiten, was zuvor geschah.

Bilder und Farben stammen vom Comic-Veteran Phil Noto. Mit dünnen Outlines und zurückhaltender, gedeckter Kolorierung hat er einen ganz eigenen, beeindruckenden Stil entwickelt. Vor allem sein Umgang mit Schatten ist bemerkenswert und sorgt für düstere, atmosphärische Bilder. Seine jahrelange Arbeit an Animationsfilmen für den Film-Giganten Disney haben da ihre Spuren hinterlassen, von denen Comicleser nun profitieren können.

„Der Tod von Daredevil“ macht einiges richtig. Man bekommt ein Finale, in dem viele relevante Figuren aus der Vergangenheit des Protagonisten wieder aufgegriffen werden. Auch der Spannungsbogen baut sich in einer angenehmen Geschwindigkeit auf. Bei dem Buchtitel ist das Ziel des Weges sowieso von Anfang an klar. Nur der groß angelegte Plot-Twist kann nicht wirklich zünden, dafür wurden ähnliche Kunstgriffe schon zu oft in Filmen oder Romanen genutzt. Trotzdem: Ein Muss für alle Daredevil-Fans! Wer sich aber bisher wenig oder gar nicht mit dem „Mann ohne Furcht“ auseinandergesetzt hat, sollte lieber zu einem anderen Titel aus der langen Historie greifen.