Ein beträchtlicher Teil der Games, die auf DeinAntiHeld vorgestellt werden, sind sogenannte Arcade-Titel. Während Spielhallen in Deutschland schon immer strengem Jungendschutz untergeordnet waren und wir Achtziger-Kids höchstens mal in einer Pommesbude eine Runde „Donkey Kong“ oder „Space Invaders“ in ihrem natürlichen Habitat wagen konnten, waren Arcades im europäischen Umland, in beliebten Familienurlaubszielen und natürlich in den Vereinigten Staaten ein Riesending und ein beliebter Teenager-Treffpunkt. Reminiszenzen an diesen Bereich der Popkultur dürfen wir heute in nostalgischen TV-Serien und Filmen wie „Stranger Things“ oder „Ready Player One“ bewundern.

Schon seit Videospiele vor einigen Jahrzehnten den Einzug in die heimischen Wohnzimmer hielten versuchten findige Hardware-Hersteller, das Spielhallen-Erlebnis so originalgetreu wie möglich an den Fernsehgeräten ihrer Kunden nachzustellen. Bis heute gibt es eine treue Fangemeinde, die meist wenigstens spielerisch im klassischen 2D gehaltene Baller- und Prügelspiele mit sogenannten „Arcadesticks“ oder „Fightsticks“ zockt. Die Neupreise für fertige Sticks, kompatibel mit aktuellen Konsolen variieren dabei zwischen 30-40€ für sehr einfache, oft schlecht verarbeitete Rüttelpulte, bis hin zu 300€ für edle, übergroße VLX-Pulte. Neben dem Style zählt hier aber auch die Substanz für Spiele-Hipster. Mikroschalter sorgen für besonders exakte Steuerung mit diesem tollen, mechanisch-haptischen Feedback, dass genau dieses wertige und brachiale Arcade-Feeling ausmacht.

Viele Freunde von solch edlem Bildschirmgeflacker verfügen über weit mehr als nur eine Konsole und sammeln oft seit Jahrzehnten verschiedene Gaming-Systeme, für die dann eigentlich auch je ein eigener, dedizierter Arcade-Stick her müsste. Den wertet man außerdem oft noch mit besonders widerstandsfähigen und wertigen Knöpfen und Schaltknüppeln von beliebten asiatischen Automatenherstellern wie Sanwa oder Seimitsu auf Findige Bastler greifen hier einfach zum Lötkolben und verdrahten ausgeschlachtete, alte Controller mit ihren selbst zusammengestellten oder käuflich erworbenen Arcade-Sticks, um so individuell perfekte Kombinationen aus ansprechender Optik, bestmöglicher Haptik und technischer Verbindung zum gewünschten Endgerät herzustellen. Diese „Königsklasse“ klammert leider recht viele Spielahallen-Enthusiasten aus, die sich nicht tief  genug in das sehr weite Feld der Technikbastelei hineinwagen. Für diese deutlich größere Zielgruppe, als man vermuten würde hat Gadget-Hersteller BROOK einige tolle Gimmicks parat, die wir näher unter die Lupe nehmen konnten.

Hier nutzen wir mit einem Brook Super-Converter einen 360-Stick an einer XBox One

Da wären zunächst einmal die kampferprobten „Super Converters“ die auch auf großen Kampfspiel-Turnieren zum Einsatz kommen. Diese Adapter, die mehr oder weniger wie ganz normale USB-Sticks aussehen, erlauben beispielsweise einen für die Playstation 3 vorgesehenen Stick an einer Playstation 4 zu betreiben, oder ein Gerät für die XBox 360 an einer XBox One. Genau diese beiden (sehr naheliegenden) Optionen standen uns für dieses Special zur Verfügung und leisteten exzellente Dienste. Keine Ausfälle, keine Verzögerungen und keine Falscheingaben wären uns im „Versuchsaufbau“ aufgefallen. Der kinderleichte, selbsterklärende Anschluss verlangte vorher keine Treiberinstallation oder fummeligen Firmware-Updates von uns. Anschließen, losspielen und alles funktioniert genau so schnell und akkurat wie es soll, super. Wer einen exotischeren Konsolen-Unterschied zu überbrücken hat, für den stellt Brook z.B. auch Adapter von PS3/PS4 auf Wii U oder auch weit exotischere Konfigurationen bereit. Pedanten dürfen übrigens aufatmen: Auch wenn in unserem Fall das angepeilte Ziel lediglich ein (subjektiv) ungetrübtes, direktes Spielgefühl war, gibt es zahlreiche belastbare Messungen in Blogs, Foren und auf YouTube, die den „Super Converters“ einen tadellosen Betrieb mit keiner bis in seltenen Fällen sehr geringer Latenz attestieren Auf eBay oder eBay-Kleinanzeigen lassen sich derzeit übrigens oft ausgesprochen günstig toll erhaltene und bereits sehr gut ausgestattete Sticks zu ergattern – Wenn man sich mit Steuerungseinheiten für die vorherige Konsolengeneration zufrieden gibt. Wer dabei gar einen der schicken „TE2“ der leider inzwischen bankrotten Firma MadCatz abstaubt, kann seine Brook Converter einfach mit in die spacige „Kofferraum-Klappe“ schmeißen und mit zu einem Kumpel nehmen.

Das Innenleben eines „TE2“-Sticks von Mad Catz

Wer sich nach dem Kauf eines solch angestaubten Schätzchens noch tiefer in die Materie wagt, kann es mit den auf den ersten Blick vielleicht ein wenige kostspieligen „Brook Fighting Boards“ in ein multifunktionales Spielhallen-Schwergewicht verwandeln. Was für komplette Laien erstmal kompliziert klingt ist im Grunde ganz einfach: Jeder Knopf, jeder Richtung auf dem Joystick hat einen Plus- und einen Minus-Pol. Verbindet man durch einen Druck auf den entsprechenden Knopf oder in die entsprichende Richtung diese Pole, dann wird das an die Platine, die Steuereinheit weitergegeben, die das entsprechende Signal wiederum per USB-Kabel an die Konsole weitergibt. Ich drücke auf Quadrat, das sendet ein Signal an die Platine, die wiederum über das Kabel der Konsole mitteilt: Der Spieler hat gerade auf Quadrat gedrückt. Bei so einem Umbau verbindet man nun die einzelnen Elemente mit den gewünschten Punkten auf der neuen Platine. So könnte ich z.B. auch die Position zweier Tasten austauschen, wenn ich das angenehmer finde. Selbst dann, wenn das Spiel es softwareseitig vielleicht gar nicht zulässt. Egal ob ich löte, „crimpe“ (also mit Hülsen zwei Kabel zusammenpresse) oder die Kabel ganz simpel über Lüsterklemmen aus dem Baumarkt neu miteinander verdrahte: Wichtig ist dabei, dass ich mir von Anfang an einen guten, sauberen Überblick verschaffe, auf welchem Draht welches Signal liegt. Das ist im Anschluss die halbe Miete. Bei vielen ursprünglich teuren Sticks sind die Platinen und Kabel oft sehr ordentlich beschriftet. Aber auch bei weniger eindeutigen Fabrikaten liefern die einschlägigen Suchmaschinen schnell aufschlussreiche Ergebnisse, wenn nicht gerade mit einem ganz besonders exotischem Modell gebastelt werden soll.

Das „Universal Fighting Board“ kommt nicht bei allen Funktionen ohne Lötarbeit aus

Bei gleich zwei Brook-Boards, die wir ausgiebig begutachten konnten, ist der Ersatz zur Lüsterklemme übrigens gleich eingebaut. Sie verfügen über praktische, sauber beschriftete Schraub-Terminals, in die ich einfach die Kabel einlege, die zu den entsprechenden Tasten führen und fixiere den Spaß dann mit einem kleinen Schraubendreher. Viel einfacher geht es nicht. Unser Exemplar des „Universal Fighting Board“ haben wir auf diesem Weg in einen hübschen Hori RAP Kai für die PS4 eingebaut, dem zuvor bereits hübsch bunte Neon-Tasten aus dem Hause Sanwa spendiert wurden. Jetzt sieht das Teil nicht nur schön aus, sondern kann mit PS4, PS3, XBox One, Xbox 360, Nintendo Switch, Wii U, Mega Drive Mini, Neogeo Mini, Playstation Mini und PC an konkurrenzlos vielen Spielesystemen betrieben werden. Bis auf die Minis konnten wir alle Optionen ausführlich testen und keinerlei Verzögerungen oder sonstige Schwächen feststellen. Nach kurzer Schnäppchenjagd auf einen hübschen Stick und eine tatsächlich bloß mittelschwere Basteleinheit kann man so für wirklich übersichtliches Geld richtig viele Spielesysteme mit einem stilvollen Arcade-Werkzeug unter Beschuss nehmen. Schöne Sache.

Ein fertig gemoddeter Hori-Stick, in dem nun ein Brook-Herz schlägt

Etwas mehr Vorsicht ist beim vielleicht reizvollsten Produkt aus dem Brook’schen Fighting-Fundus geboten. Das „Wireless Fighting Board“ funktioniert zwar „nur“ an PS4, PS3, Switch und PC, lässt uns dafür aber fortan befreit vom Kabelsalat um die Wette ballern und kloppen. Da hier mit einem Lithium-Ionen-Akku hantiert wird, sollten sich ambitionierte Bastel-Laien unbedingt mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen vertraut machen, um Schäden und Verletzungen zu vermeiden. Wer sich einmal gründlich informiert hat, der freut sich über zumindest für unsere Tester nicht wahrnehmbare Latenzen, praktische Tastenkombinationen zum umschalten zwischen verschiedenen Stick-Funktionen (Digital, Linker Analogstick, Rechter Analogstick) und über die Möglichkeit zwischen verschiedenen Konsolen umschalten zu können, ohne zwischendurch neu synchronisieren zu müssen. Anders als beim „Universal“-Board ist hier übrigens auch für Zusatzfunktionen wie die LEDs der Homebuttons oder optionale Tasten gar kein Löten notwendig, sondern bereits einfach zu bedienende Steckplätze an den entsprechenden Punkten angebracht.

Mit ein wenig mehr Erfahrung und Aufwand kann man wie bei diesem günstig erstandenen „Soul Calibur“-Stick zusätzliche Rückwände, eine vollständige Abschaltung für den Akku, praktisch-robuste USB-Ports wie z.B. von Neutrik und zusätzliche Buttons für z.B. L3, R3 oder Touchpad-Funktionen anbringen.

Fazit: Wer zwei bis drei mal im Jahr eine Runde „Street Fighter“ oder „R-Type“ spielen möchte und dabei eigentlich auch nur eine Konsole nutzt, der wird schnell und bezahlbar fündig. Wer aber an vielen verschiedenen Systemen hochwertiges Arcade-Equipment benutzen möchte, für den führt kein sinnvoller Weg an der Firma Brook vorbei. Während die kinderleichten und bombig zuverlässigen Converter für jeden Anwender Sinn machen, der einen Stick an 2-3 Geräten betreiben möchte, verlangen die Boards eben ein wenig mehr Vorwissen und Aufwand. Wer Spaß an solchen Basteleien hat kann hier mit ein wenig Fließ und Geduld schnell erste Erfolge feiern und hat zudem am Ende das sehr befriedigende Gefühl, sein Edel-Spielzeug nicht nur selbst zusammengebaut zu haben, sondern im Ernstfall auch allein und spottbillig reparieren und warten zu können. Ha-Do-Ken!

  • Universal Fighting Board  Link
  • Wireless Fighting Board Link
  • Xbox 360/Xbox One to Xbox One Super Converter Link
  • PS3 to PS4 Super Converter Link
  • Erhätlich u.a. bei Smallcab: http://bit.ly/smallcab