Obwohl sie ihre Karriere als müder Abklatsch der „Teenage Mutant Ninja Turtles“ starteten, konnten sich die „Battletoads“ in den Neunzigern eine treue Fangemeinde sichern. Der bockschwere Brawler in der Tradition von „Streets of Rage“ oder „Double Dragon“ (mit dem es sogar ein Kröten-Crossover gab) fand nach und nach immer mehr Fans, die sich am liebsten gemeinsam mit einem Kumpel die virtuellen Zähne an der Klopperei ausbissen. Verantwortlich für den Überraschungshit war damals die britische Entwicklerschmiede Rare, die es später vor allem mit ihren „Donkey Kong Country“-Titeln im Auftrag von Nintendo oder der Prügelspielreihe „Killer Instinct“ zu Weltruhm bringen sollte.

Dieses Mal dient die Firma mit den vier goldenen Buchstaben nur noch als Publisher, das „Dlala Studio“ kümmerte sich um die Entwicklung. Und dabei scheinen die Herrschaften eine Menge Spaß gehabt zu haben. Mit offensichtlich großem Aufwand und nennenswertem Budget erstrahlt der chaotische Genre-Mix im hochprofessionellen Gewand einer voll synchronisierten Cartoon-Serie in bester „AdultSwim“- oder „Cartoon Network“-Tradition.

Ja, richtig gehört. Zwar gibt es immernoch viele Prügel-Sequenzen, für die man die Kampfkröten kennt und liebt, mit fortschreitender Handlung aber auch immer mehr verschiedene und toll inszenierte Mini-Spiele. Vom simplen „Schere-Papier-Stein“-Contest, puzzlelastigen Jump’n Runs über offensichtlich von den herrlichen Rayman-Musiklevels inspirierten Schlitten-Parcours, in nostalgischem Pseudo-3D präsentierten Speeder-Rennen bis hin zu irrwitzigen und hektischen Micro-Game-Drückereien in bester „Wario Ware“-Manier.

Man kann davon enttäuscht sein, dass sich der von vielen Kindern der Neunzigern lang herbeigesehnte und häufig verschobene Titel nun so weit von seinen spielerischen Wurzeln entfernt hat. Damit verkennt man aber völlig das Füllhorn an kreativer und gestalterischer Liebe, das über dem köstlich selbstironischem Reboot ausgeschüttet wurde. Insbesondere mit mehreren Spielern, die idealerweise über dreißig sein sollten um möglichst viele Anspielungen zu verstehen, läuft der grellbunte Lachmuskelkiller zur absoluten Hochform auf.  Man muss das neue „Battletoads“ nicht lieben. Aber dann ist man entweder zu jung, um zu begreifen was auf dem Bildschirm passiert, oder man lacht nicht gerne. Das soll es ja auch geben.

Nutzer des Microsoft-Gamepass können sich übrigens auch noch ohne zusätzliche Kosten am Retro-Spaß versuchen!


BATTLETOADS (2020), Entwickler: Dlala Games. Publisher: Rare. 19,99€ 1-3 Spieler. Erschienen für XBox One und PC. Getestet auf der XBOX One