Auch wenn immer wieder echte Perlen wie Insomniacs „Spider-Man“, die „Arkham“-Reihe oder „Guardians of the Galaxy“ zwischen jeder Menge Lizenzschrott hervorblitzen – Eine hochkarätige Superheldenlizenz ist auch heute noch lange kein Garant für ein gutes Videospiel. Und wenn sie dann doch etwas taugen, dann haben sie wie die genannten Beispiele eines gemeinsam – Es sind Thirdperson-Actionspiele. Immer. 

Dabei ließen sich die Superhelden und -Schurken der Comicgeschichte doch auch prima in anderen Genres unterbringen. Ebenfalls klassische Nerd-Themen wie Tradingcard-Spiele oder Tabletops bedienen sich auch immer wieder gern kostümierter Retter als Thema. Warum sollte es also nicht mal ein strategisches Rollenspiel mit Marvel-Helden geben? Bei dem man in der tradition japanischer „Socializing“-RPGs wie „Persona“ oder „Fire Emblem“ für ein harmonisches Teamgefüge und intakte Beziehungen der Team-Mitglieder untereinander sorgen muss, um Boni zu bekommen? Die könnte man dann in taktischen Kämpfen ausspielen, bei denen man mit Karten verheerende Angriffe starten kann, während man darauf achtet, seine Einheiten günstig zu positionieren um verdutzten Hydra-Söldnern explodierende Fässer an die Omme zu ballern.

„Gute Idee, das machen wir!“ hat sich Entwickler FIraxis offenbar gedacht und dank seiner langjährigen Erfahrung als Schöpfer der gefeierten Strategiereihe „X-Com“ ein richtig gutes, umfangreiches und fesselndes Taktikrollenspiel erschaffen.

„Marvel’s Midnight Suns“, so der Name des Machwerks kommt natürlich nicht ohne Ecken und Kanten aus. Hat man die katastrophal gezwungene deutsche Synchro einmal deaktiviert kann man sich an professionellen und passenden englischen Sprechern erfreuen, die vor allem magisch begabten oder beeinflussten Charakteren aus der zweiten und dritten Reihe wie etwa Hexe Nico aus „Runaways“ oder „Strange Academy“ ihre Stimme leihen. Und auch wenn die Grafik dabei insgesamt nur ganz okay ist und die Protagonisten häufig wie ziemlich gefühllose Plastikfiguren wirken, schafft es der insgesamt wenig überraschende Plot zu fesseln. Weil die kurzen Multiple-Choice-Dialoge zwischen den wirklich großartigen Gefechten Einblicke in Gefühlsleben und Persönlichkeit unserer Streiter geben. Dieser Eindruck ergänzt wunderbar Situationen in denen wir komplexe Team-Manöver vollziehen. In denen z.B. Doctor Spooky, wie Strange hier liebevoll von Tony Stark genannt wird seine Gegner per astraler Druckwelle direkt in die gewetzten Klingen von Vampirjäger Blade schleudert. 

Auch wenn das „Facebook für Superhelden“, dass wir in unserem Refugium benutzen können, die alternativen Outfits und die kurzen Wortwechsel mit unseren Teamkollegen mechanisch alle eher belanglos sind – Sie tragen unheimlich dazu bei, dass nicht nur einfach eine Figur im Kampf zu Boden geht, sondern dass wir eine Dimension davon haben, dass unser Team sich hier gerade um einen Freund sorgt. 

Aber Vorsicht – Wo Spidey oder die Guardians sich klar an eine große Zielgruppe richten und jedem ein angenehmes Spieleerlebnis bieten wollen, bleiben die Mitternachtssonnen knallhart und halten an traditionell steigendem Schwierigkeitsgrad fest, der auch pfiffigen Bildschirmgenerälen einiges an Hirnschmalz abverlangt. 

Eine ganz klare Empfehlung sowohl für Marvel-Freunde, als auch für Rollenspiel- und Taktik-Connaisseure.


MARVEL`S MIDNIGHT SUNS. Entwickler: Firaxis Games, Publisher: 2K, 74,99€ 1 Spieler. Erhältlich für PLAYSTATION 5, XBOX SERIES und PC. Getestet auf der PLAYSTATION 5

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