Ganz Los Angeles ist fest im Würgegriff einer verheerenden Seuche, die Menschen nicht nur in Rekordtempo dahinrafft, sondern sie kurz darauf auch noch in fleischfressende, animalische Bestien verwandelt, die das sonnige Paradies in die bluttriefende Hölle auf Erden verwandeln. Mittendrin Hollywood-Sternchen, Influencer, Produzenten und all jene schillernden Stereotypen, die wir aus der mal zynischen, mal glanzvollen Selbstreflektion der Traumfabrik so kennen. Manche fressen, manche werden gefressen. Und einige dieser Glücksritter haben ein besonderes Talent, das in diesem ganzen Chaos Gold wert ist: sie sind immun gegen die Infektion, verwandeln sich nicht selbst in mordende Zombie-Monstrositäten. Sie sind die „Slayer“, die auf den Straßen von „Hell-A“ Horden dieser Viecher in Stücke sprengen, Überlebende retten und die verlassenen Luxus-Paläste nach Zeug durchwühlen, dass sich in wirkungsvollen Tötungs-Utensilien verbasteln lässt.

Nach sehr, sehr langer Entwicklungszeit, mehrfach wechselnden Developern und langen Ruhephasen hatten Zombie-Fans jede Menge Anlass, hinter „Dead Island 2“ einen klassischen Rohrkrepierer zu erwarten, der seine Zielgruppe durch ewige Verzögerungen lang überlebt hat. Aber weit gefehlt – die beibehaltene, gewürzte Formel der ersten beiden Todesinsel-Games funktioniert nach wie vor hervorragend und ist ganz anders als oft mühselige, anstrengende Survival-Games, die für gewöhnlich um das reichlich ausgelatschte Zombie-Szenario herum entstehen.

Das nur noch in losen Handlungsfäden mit seinen Vorgängern verbundene Action-Rollenspiel spielt sich nicht wie eine Episode von „Resident Evil“, ist hell, bunt, pfeilschnell und eher ein „Diablo “in Ego-Perspektive als ein First-Person-Shooter wie „Left 4 Dead“. Und die herrlich überspitzten Charaktere, untermalt mit einem cheesy Seventies-Soundtrack, der Quentin Tarantino stolz machen würde erschaffen einen wirklich unwiderstehlichen Sog, der immer wieder zu „nur noch einer Runde“ animiert, obwohl man eigentlich schon längst im Bett sein wollte. 

Unterschiedlich gewichtete Charaktere, liefern mit reichlich witzigen, individuell ganz verschiedenen Monologen auch jede Menge Gründe als Einzelkämpfer die knapp 15 Stunden lange Kampagne mehrmals zu durchschnetzeln. Besonders viel Spaß macht der Titel aber Erwartungsgemäß im Online-Ko-Op-Modus, gemeinsam mit Freunden. Die von uns getestete und hier vorgestellte deutsche Version wurde im Interesse des Jugendschutzes geringfügig gekürzt. Lediglich bereits besiegte, regungslose Zombies können nicht mehr „weiter bearbeitet“ werden, was Stimmung und Spaß keinerlei Abbruch getan haben und ein auch für hartgesottene Zombie-Fans wenig schmerzhafter Kompromiss ist.


DEAD ISLAND 2 (DT.VERSION), Entwickler: Dambuster Studios. Publisher: Deep Silver. Ca. 79,99€. 1-3 Spieler (Online). Erschienen für PS4, PS5, XBox One, XBox Series,PC, Getestet auf der PLAYSTATION 5