GAMES: Final Fantasy XVI

Der neueste Ableger der traditionsreichen „Final Fantasy“-Rollenspiele darf mit Fug und Recht als die bislang radikalste Neuorientierung der Serie betrachtet werden. In der Rolle des von schweren Schicksalsschlägen geplagten Ritters Clive durchstreift ihr dabei das ungewohnt graue und düstere Königreich Valisthea, das sichtbar an westliche Fantasy und visuell an das europäische Mittelalter angelegt ist. Überdreht-japanisch-quietschige Kitsch-Orgien treten hier also deutlich in den Hintergrund, Gegner und Umgebungen versprühen oft und vermutlich nicht unabsichtlich starke „Witcher“-Vibes.

An Stelle der Bonbon-bunten Hysterie treten komplexe, politische Intrigen, Sex und Gewalt. Genau. Die Entwickler des Titels machen keinen Hehl daraus, wie stark „Game of Thrones“ ihr neues Spiele-Epos geprägt hat. Die wirklich toll inszenierte Geschichte mit vergleichsweise komplexen Charakteren und dramatischen Wendungen ist hier der Star. Das bei vergangenen Inkarnationen der Serie eher taktische, überwiegend rundenorientierte Kampfsystem weicht hier einem sehr reduziertem Action-System, das unter Leitung eines „Devil May Cry“-Entwicklers entstanden ist. Combo-Legastheniker brauchen aber keine Angst zu haben, die Komplexität und der Schwierigkeitsgrad entsprechender stylischer Action-Spiele waren hier nie das Ziel, sondern die dynamische Inszenierung und das krachende Trefferfeedback, das für gute Laune sorgt.

Darbietung ist hier das Alpha und das Omega. Final Fantasy XVI lässt viele Genrekonventionen hinter sich, vereinfacht alle Mechaniken extrem stark und baut das Aushängeschild in eine cineastische CG-Animé-Achterbahn um, die zum Zuschauen einlädt und mit reichlich spannenden und bombastischen Szenen bei der Stange hält. Das ist großartig für Neueinsteiger und Gelegenheitsspieler, die sich so weitestgehend frustbefreit tief in die 40-50 Stunden lange Story eingraben und mitfiebern können. Taktiker und Gameplay-Puristen, denen Inszenierung und Schauwert nicht wichtig sind, haben hier aber ganz klar das Nachsehen. Es sei ihnen dennoch ans Herz gelegt, einmal die kostenlose Demo anzuspielen, um sich davon zu überzeugen, dass spielbares Popcorn-Kino durchaus seine Existenzberechtigung hat!

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