Straßenkünstlerin Penny möchte eigentlich nur mit ihrem Jojo beim großen Casting von Imperator Eddie antreten. Woher hätte sie denn auch ahnen sollen, ihr magisches Sportgerät einen plötzlichen Heißhunger auf die Kleider des gar nicht so begeisterten Alleinherrschers entwickeln würde? So wird die akrobatisch begabte Dame plötzlich zur gesuchten Verbrecherin, die Pinguin-Wachen des wütenden Eddie immer dicht auf ihren Versen…

Wow. 3D-Platformer sind aktuell wirklich kein stark präsentiertes Genre. Neben langlebigen, altehrwürdigen Franchises wie Mario, Sonic, Crash Bandicoot und Co dient das Genre heutzutage vor allem als dankbare Projektionsfläche für Kinderlizenzen. Da haben Spieler und Fachpresse schon ganz genau hingesehen, als die ersten Lebenszeichen von „Penny’s Big Breakaway“ durch das Internet geisterten. Schließlich kümmert sich das Team des völlig zurecht gefeierten 2D-Comebacks „Sonic Mania“ um den Titel mit der zugegeben etwas altbackenen Plastikoptik.

Diese einfache, an hochskalierte Titel der Ära von PS2 oder GameCube erinnernde Optik sorgt aber selbst auf dem nicht all zu stark motorisierten Steam Deck dafür, dass die so schlichte wie charmante Optik selbst in 1080P immer in butterweichen, pfeilschnellen 60FPS daherkommt. Und das ist auch bitter nötig um dieses Spiel gebührend zu genießen. Dann was man erst fälschlicher Weise für einen seichten, kindgerechten Hüpfer von der Stange halten könnte, entpuppt sich schnell als echtes Brett mit wahnsinniger Bewegungsfreiheit, erstaunlich vielseitigen Bewegungs-Optionen und Moves und einer sehr hohen Spiel-Geschwindigkeit, wenn man Rhythmus und Groove des Titels einmal richtig begriffen und verinnerlicht hat. Eine fixe Kamera, ganz ähnlich wie in „Super Mario 3D World“ sorgt dafür, dass man sich zusätzlich zur intensiven Action nicht noch selbst um die Perspektive kümmern muss.

Wer damals die Schwerelosigkeit in Mario Galaxy buchstäblich in Brust und Bauch fühlen konnte, wird sofort wissen, was gemeint ist, wenn man davon spricht, wie „spürbar“ die Physik in „Penny’s Big Breakaway“ ist. Wie schnell man ein präzises Gefühl für Abstände, Sprungweiten und Reichweite der schnellen, wahnwitzigen Action bekommt. Es ist, als sei man wieder zwölf Jahre alt und das trotz einer völlig neuen IP, mit der erstmal keinerlei Nostalgie verknüpft ist. Sowohl das visuelle Design, als auch die extrem tighte, japanisch anmutende Spielbarkeit haben uns aber mehr als einmal vermuten lassen, dass viele der Entwickler im Hause „Evening Star“ in ihrer Jugend sehr viel Zeit mit den brillanten Titeln der Firma „Treasure“ verbracht haben. Während man visuell viel Bezug auf den N64-Kracher „Mischief Maker“ genommen hat, sind die breite Palette an Manövern und die extrem präzise Mechanik in sehr vielen Titeln der japanischen Spieleschmiede zuhause gewesen.

Trotz seines vergleichsweise geringen Umfangs von insgesamt etwa 15 Stunden, bis alle Aufgaben erledigt sind ist „Penny’s Big Breakaway“ nicht weniger als einer der besten Platformer der letzten zehn Jahre, der mit einem angemessen fairen Preis, viel eigenständigem Charme, vor allem aber einer mechanischen Brillanz begeistert, die heute oft einfach nicht mehr gefragt ist oder honoriert wird. Wer nicht spätestens bei der Flucht vor dem riesigen Pinguinball, während Penny sich am Drahtseil über die Szene schwingt der Magie dieses Spiels verfallen ist, der hat dieses Juwel halt einfach nicht verdient.

Wir wüssten jedenfalls nicht, wer außer einem gewissen italienischem Klempner Newcomerin Penny aktuell das Wasser reichen sollte.

PENNY’S BIG BREAKWAY. Entwickler: Evening Star. Publisher: Private Division. 29,99€ 1 Spieler. Erschienen für PC, SWITCH, PS4/5, XBox ONE / SERIES – Getestet auf PC / STEAMDECK

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