Hier findet man üblicherweise nur Meldungen über Werke, Künstler und das Medium. Nicht über die Szene oder Verlagsstrukturen. Einfach über Comics. Jo Kaps liebt Comics und ist kein klassischer „Verlagsleiter“ oder „Geschäftsführer“ der in seinem Elfenbeinturm Geld zählt und seine Leute nur reglementiert und budgetiert.

Wie das Börsenblatt meldet ist Jo Kaps nun als Geschäftsführer der deutschen Tokyopop aus privaten Gründen zurückgetreten. Das Unternehmen hat er vor 12 Jahren, nach seinem Ausstieg bei Carlsen Comics mitgegründet und seitdem geführt. Wann immer ich bei Tokyopop zu Gast war, habe ich Jo in der Mitte seines großartigen Teams wahrgenommen, nie darüber thronend. Ein irre witziger, freundlicher und pfiffiger Typ mit einem Faible für bekloppte Exoten. Vielleicht hat er auch deshalb soviel Zeit und Herzblut in DeinAntiHeld investiert.

Ich hoffe, dass es Jo gut geht und er der Öffentlichkeit und Comic-Landschaft in irgendeiner Form erhalten bleibt oder zu ihr zurückkehren wird. Jo hat immer darauf geachtet, dass seine Mitarbeiter und Künstler es gut haben, dass sie fair behandelt werden und sich wohl fühlen. Dass sie eine möglichst ideale Grundlage für ihre Arbeit und zur Entfaltung ihrer kreativen Ideen bekommen. Dass sich dieser kleine Text wie ein Nachruf liest, ist mir bewusst und ich habe ihn nun bereits vier mal neu begonnen, das kann ich einfach nicht abstellen.

Denn auch wenn Jo der Welt hoffentlich noch viele, viele Jahre erhalten bleibt tut es verdammt weh, dass er auf einmal nicht mehr der Tokyopop-Papi sein soll. Nicht mehr auf Messen am Stand zu finden ist, um wertvolle Tips zu geben oder auch einfach mal rumzublödeln. Diese Meldung ist an Beschissenheit nicht zu überbieten. Ich wünsche meinen Freunden von Tokyopop von ganzem Herzen einen warmherzigen, visionären und charismatischen neuen Chef. So jemand lässt sich sicher irgendwo auftreiben.

Aber einen Jo Kaps kann niemand ersetzen.

(Foto © Joachim Kaps)