Das „Steam Deck“ von Valve ist ein PC im Format einer Handheld-Konsole. So wie etwa Nintendos Switch, nur ohne abnehmbare Controller-Einheiten. Der Clou am System ist, dass mit dem Linux-basiertem „Steam OS“-Betriebssystem, und erstaunlichem „Treiber-Intrepretations-Voodoo“ namens „Proton“ ein sehr hoher Prozentsatz des riesigen Spiele-Marktplatzes mit richtig guter Performance lauffähig wird. Es KANN optional tatsächlich auch Windows auf das Steam Deck installiert werden, was jedoch vergleichsweise Aufwändig ist und viele der gerade interessanten Optimierungen durch das SteamOS nicht ermöglicht. Mit tiefen Eingriffen und Tweaks optimieren findige Software-Bastler auch die Performance sehr moderner und Hardware-hungriger Titel wie „Cyberpunk 2077“ auf ein unfassbares Niveau, wie zahllose YouTube-Videos belegen können. 

Aber auch Otto-Normal-Spielern wurden über das sogenannte „Steam-Overlay“ (dem controllerbasierten Navigationssystem der Software) Tools mit an die Hand gegeben, die mit wenigen Handgriffen und einfach verständlich dabei helfen können, die eigenen Lieblingsspiele eher in Richtung flüssiger Spielbarkeit oder maximaler Grafikpracht zu optimieren. Ganz einfach über Schieberegler. Das funktioniert wirklich kinderleicht und sehr zuverlässig mit all den zahlreichen Spielen, die wir während unserer intensiven Testreihe ausprobiert haben. Übrigens hat vom obskuren Indie-Shoot’em-Up bis hin zu Triple-AAA-Grafikbomben nicht ein einziges Spiel völlig den Dienst versagt oder ist auch nur ein einziges mal abgestürzt.

Valve selbst kuratiert Titel aller möglichen Anbieter und vergibt dabei verschiedene Embleme, die auf einen Blick signalisieren, wie problemlos ein Titel mit dem Handheld-Computer funktioniert. Unserer Erfahrung nach sind diese Einschätzungen aber sehr vorsichtig. Viele Titel, die als „spielbar mit Einschränkungen“ angegeben waren benötigten lediglich die Annahme einer weiteren, externen Nutzungsvereinbahrung mit dem jeweiligen Hersteller oder hatten etwas kleinen, aber noch immer lesbaren Bildschirmtext. „Verifizierte“ Titel funktionieren erwartungsgemäß eingentlich immer „Out-of-the-box“ einwandfrei.

Von den drei ausschließlich direkt bei Hersteller Valve verfügbaren Gerätekonfigurationen haben wir uns für die Günstigste entschieden und bereuen rein gar nichts. Zahlreiche YouTube-Videos demonstrieren eindrucksvoll, dass die verbauten M2-SSDs nur in wenigen Fällen geringfügig schneller sind, als eine ordentliche Micro-SD-Karte. Und auch wenn der Einbau einer günstig nachgekauften Festplatte nicht wahnsinnig aufwändig ist – Eine Karte tauschen ist natürlich ungleich komfortabler. In der Maximalausstattung gibt es außerdem einen matten Bildschirm aus Glas, den wir kurzerhand mit einer exzellenten Panzerglas-Folie für 7€ von einem großen Onlineversandhändler ausgeglichen haben. Wenn die „hochwertigere Schutztasche“ aus dem Premium-Bundle ein echtes Argument sein soll, hätte man aus rein wirtschaftlicher Sicht nicht die Basistasche schon so hübsch und ordentlich ausfallen lassen sollen. Wir freuen uns aber drüber.

Ein Vergleich mit Nintendos Switch liegt nah und in ganz vielen Punkten ist das Steam-Deck genau der „Switch-Killer“ den die reißerische Popkultur-Presse aus ihm machen möchte. Nur halt ohne die Nintendo-Titel. Die lassen sich zwar wie viele anderen Konsolentitel passabel emulieren, aber wir möchten uns in den kommenden Wochen Spieletiteln widmen, die ohne Installationen weiterer Loader, Emulatoren oder sonstiger Basteleien dem Spieler unmittelbar zur Verfügung stehen. Eben ganz so, wie bei einer Spiele-Konsole. Soviel vorweg – Wir hätten uns nicht träumen lassen, wie viele teilweise auch wie moderne Spiele in welcher Geschwindkeit und Qualität ohne jeden zusätzlichen Aufwand über den prachtvollen IPS-Bildschirms unseres Steam-Decks flackern.

Die Nutzung mit einem externen Dock oder HDMI-Adapter klappt sehr gut, aber nicht so vollautomatisch wie bei Nintendos Konkurrenzprodukt. In einigen Titeln müssen wir die Auflösung noch im Spielmenü noch kurz von Hand anpassen, wenn wir vom Handheld-Betrieb in den stationären oder umgekehrt wechseln. Dafür lässt sich das Valves kleines Technikwunder ohne großen Adapter-Voodoo problemlos mit Controllern von PS5, PS4, Nintendo Switch, XBOX Series und vielen anderen Anbietern betreiben. Viele moderne Titel erkennen sogar die großen Konsolen-Fabrikate und passen auf dem Bildschirm die angegebenen Tasten-Icons an, sehr cool!

Was die Verarbeitung angeht, macht grundsätzlich erstmal alles einen sehr guten, wertigen Eindruck. Die Daumentrackpads sind eine revolutionäre, geniale Idee für „Point & Click“-Adventures oder Strategiespiele. Auch Sticks, Buttons und das Steuerkreuz machen insgesamt einen guten Eindruck, auch wenn letzteres etwas „knackiger“ und responsiver hätte ausfallen dürfen. Aber da sind wir halt auch extrem pingelig, die meisten Nutzer werden das einwandfrei finden. 

Nur die L1-Taste unseres Gerätes hat leider gelegentliche Aussetzer. Das wäre uns eigentlich gar keine Erwähnung wert gewesen und kann einfach mal passieren in der Massenfertigung von Elektronik. Allerdings muss man sich bewusst machen, dass die Mühlen bei Valve sehr langsam mahlen. Man kommmuniziert auschließlich vergleichweise langsam per eMail und neben oft scheinbar vorgefertigten Textbausteinen und festen, unumstößlichen Prozessen ist wirklich gar nichts vom Support zu erwarten. Unser erstes Ersatzgerät hätte uns nach anderthalb Wochen erreichen sollen, wurde beim Versanddienstleister aber vertauscht, der stattdessen einen Bürostuhl im Paketshop hinterließ. Dafür kann Valve natürlich nichts. Dass man aber nachdem ein Gerät defekt zugestellt wurde und der lang anberaumte Ersatz nicht zugestellt werden konnte, dann „keine Möglichkeit hat“ den Prozess zu beschleunigen oder einen anderen Paketdiensleister als entgegenkommende Ausnahme zu beantragen – das ist wirklich ziemlich schwach und dem Preis des Produkts auch nicht angemessen. Andererseits muss man sich über Langlebigkeit auch außerhalb der Garantie keine Sorgen machen. Das Steam Deck ist ausgesprochen reperaturfreundlich. Bei iFixit gibt es ausführliche Dokumentationen zu allen möglichen irgendwann vielleicht einmal fälligen Reperaturen, zudem tüfteln eifrige Bastler bereits an alternativen Steuerkreuz-Inlays und anderen Tuning-Gimmicks. Der Rummel hat ja gerade erst begonnen.

Nach unzähligen Handheld-PCs gibt es nun also einen, der ganz, ganz viel richtig macht und vielleicht sogar den Spiele- und Konsolenmarkt revolutionieren könnte. In den kommenden Wochen möchten wir euch Empfehlungen für Spiele-Titel geben, die sich unserer Meinung nach besonders gut auf der kleinen Wunderkiste machen. Bis ganz bald!