Verlierer und Feigling Sam würde niemand zutrauen, dass er die Zombie-Apokalypse überlebt. Von seiner Frau und seinem Kind getrennt meidet er Herausforderungen und Konfrontationen, lebte er bislang sein Leben immer unter dem Radar.

Schuldgefühle zerfressen ihn. Bei Ausbruch der Epidemie ist er panisch mit dem ersten Bus aus der Stadt geflohen, ohne auch nur zu versuchen, seine Tochter Stacy zu retten. Kurz bevor er wenigstens ein einziges Mal Mut aufbringen kann, um sich selbst von seinem Elend zu erlösen klingelt das Handy – Stacy hat versucht ihn anzurufen. Sams Tochter lebt.

Der Rabenvater entschließt sich nun, seinen Fehler zu bereinigen und sich auf die Suche nach seiner Tochter zu begeben. Er wird über Wochen und Monate des Überlebenskampfes in der verseuchten Stadt zum effizienten Soldaten, den die Schicksale anderer Überlebender nicht kümmern. Es gilt ausschließlich Stacy zu finden. Das ändert sich aber schlagartig, als Sam auf einen epilepsiekranken Jungen trifft, der seine ganze Familie im Kampf gegen die untoten Monster verloren hat.

„Die Göttliche Komödie“ ist etwas ganz anderes als Serienvorgänger „Tod und Agonie“. Zuerst fällt Künstler Sophian Cholets (ironischerweise) lebendigere Optik auf, der viel offensichtlicher frankobelgische Stil, insbesondere der Gesichter. Das steht „Zombies“ sehr gut und hebt es noch deutlicher aus der Masse stereotyper Horrorcomics hervor. Auch Autor Olivier Peru ändert seine Erzählweise gegenüber Band 0 deutlich. Gemein haben die beiden Bücher im Grunde nur Schauspieler Serge LaPointe, der in der „Göttlichen Komödie“ aber klar im Hintergrund bleibt, um dem extrem authentischen Hauptcharakter Sam die Bühne zu überlassen.

Die Stärke des zweiten Bandes von „Zombies“ ist die große, emotionale Tiefe der Beziehung zwischen Sam und dem überlebendem Jungen. Das ist ergreifend, echt und zu keinem Zeitpunkt kitschig. Sam projiziert seine versäumten Vaterpflichten auf das Kind. Nur sieht Erziehung in einem Endzeitszenario etwas anders aus, als wir es gewohnt sind. Sam lässt den jungen rauchen, philosophiert mit ihm über Superheldencomics und erfindet beim Blick in den Nachthimmel Sternbilder, um seinen Zögling zu unterhalten.

Vermutlich wird der Junge in dieser feindseligen Welt eh nie alt genug, um an Lungenkrebs zu erkranken. Er wird nie mehr eine Schule besuchen können, in der er sich mit Sams astronomischem Unsinn blamieren könnte. Und diese Sorglosigkeit, die das Ende der Welt mit sich bringt ist es, was Sam braucht um ein guter Vater zu sein. Sich einzig darauf zu konzentrieren, dass sein Kind Spaß hat und sich wohlfühlt.

„Zombies Bd.1 – Die göttliche Komödie“ ist einer der emotional intensivsten Comics die ich je gelesen habe. Rauh, hart, direkt und fernab jeder Disney-Gefühlsduselei. Olivier Peru beweist einmal mehr, wieviel erzählerisches Potential ausgetreten geglaubte Endzeitpfade noch bieten können. Ein wirklich starkes Buch.

  • Autor – Olivier Peru
  • Zeichner – Sophian Cholet
  • Übersetzerin – Tanja Krämling
  • Einband – Hardcover
  • Seiten – 48
  • Band 2 von 4
  • ISBN 978-3-86869-311-9
  • erschienen am: 25.05.2011

Rezensionsmuster – Hardcover, zur Verfügung gestellt von Splitter – Herzlichen Dank!