Obwohl die „Fakultät für Akademische Helden Studien“ oder kurz „F.A.H.S.“ ihre Studenten nicht zu Mikrobiologen oder Wirtschaftswissenschaften, sondern zu waschechten Superhelden ausbildet ist das Leben dort genau wie an jeder anderen Schule. Da gibt es Studenten, die ihre Zeit lieber mit Parties und Alkohol verbringen, dabei aber trotzdem dank ein wenig Vitamin B Erfolge feiern. Aber es gibt auch angehende Superwesen, die ganz gleich, wie sehr sie sich bemühen es einfach nie über das untere Leistungsmittelmaß hinaus schaffen. Genau solche sympathischen Loser sind Dämonin Chance, Werwolf Schatten und die mysteriöse Xiong Mao. Ihr Zweckbündnis beginnt in genau dem Moment, als sie feststellen, dass sie die drei letzten Plätze auf der Punkteliste der Qualifikationsprüfung belegen. Da niemand sonst seinen Notenschnitt mit einem der Schlusslichter verderben möchte müssen sich die bizarren Freunde ganz besonders ins Zeug legen und werden so schnell zu guten Freunden. Diese Allianz soll sich schnell als außerordentlich wertvoll erweisen, denn irgendwer scheint die ohnehin schon nicht ungefährlichen Heldenprüfungen zu manipulieren…

Auch die bereits von Splitter in Deutschland vorweg veröffentlichte Prequel-Reihe „Freaks‘ Squeele – Totenfeier“ wusste mit einer frechen Mischung aus dreckiger Steampunk-Fantasy und leichtfüßigem Jugend-Manga zu begeistern. Auch wenn der namensiebende Praetorius Totenfeier eine kleine Rolle im ersten Band der Hauptreihe übernimmt, überlässt er diesmal aber die Bühne den drei liebenswerten Versager-Studenten, deren Erlebnisse noch deutlich beschwingter und unterhaltsamer daherkommen. Autor und Künstler Florent Maudoux orientiert sich zunächst dabei zwar ganz offensichtlich am Klassenprimus Harry Potter, schreckt trotz vieler, epischer Fantasymomente aber auch nicht davor zurück regelmäßig auflockernde Slapstick-Elemente einzustreuen und auch die aufblühende Sexualität der Studenten in seiner Erzählung zu berücksichtigen. Dabei wird „Freaks‘ Squeele“ nie zu einer plumpen Pumbertäts-Parade wie American Pie, sondern wirkt einfach deutlich lebensechter und authentischer als handelsübliche Teenie-Fantasy. Denn auch wenn Rick Riordans Buchreihe „Percy Jackson“ bereits einen großen Schritt in diese Richtung gewagt hat, würde ein zerrütteter, jugendlicher Transgender-Wechselbalg wohl doch etwas zu weit gehen, in der heilen Welt des Jugendbuchs. Aber eben nicht in der aberwitzigen Welt von „Freaks‘ Squeele“. Es ist wohl der große Schuss japanischer Popkultur und Kompromisslosigkeit bei der Themenwahl, der dem Studentenleben an der „F.A.H.S.“ so viel Eigenständigkeit und Charakter verleiht.

Die aufwändig kolorierten Passagen des ersten Bandes sehen dabei absolut fantastisch aus und lassen die blass-einfarbig getuschte Optik, die bereits „Totenfeier“ seinen charakteristischen Look verlieh weit hinter sich. Auch wenn so thematisch schöne Abgrenzungen erzielt wurden, wird man wohl nicht umhin kommen, sich die Farben des ganzen Bandes in dieser atemberaubenden Qualität zu wünschen. Das vermag aber nichts daran zu ändern, dass „Freaks‘ Squeele“ diese ganz besondere Sorte Buch ist, die geschickt mit den Erwartungen seiner Leser spielt und sich mächtig ins Zeug legt um immer wieder zu überraschen und zu erstaunen. Nur wer unter einer ausgeprägten Manga-Phobie leidet oder Comics die nach 1985 erschienen sind prinzipiell ablehnt, wird es schaffen keinen gewaltigen Spaß mit diesem ersten Band zu haben.

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