Der aus dysfunktionalem Elternhaus stammende Kyle lebt getrennt von seiner Frau und seiner Tochter, nachdem sie angeblich Opfer häuslicher Gewalt wurden. Nach wie vor weigert sich der traumatisierte junge Mann über die Ereignisse dieser schicksalhaften Nacht zu reden. Nicht einmal seiner Pflegeschwester Megan offenbart er sich, lebt zurückgezogen und isoliert. Der einzige Mensch, der eine grobe Vorstellung vom vollen Ausmaß der Katastrophe hat ist der sympathische Geistliche Anderson. Auch wenn Kyle als wenig bis nicht religiöser Mensch verzweifelt versucht rationale Gründe für die dämonischen Ereignisse in seinem Umfeld zu finden, machen einfach zu viele Theorien des Reverend Sinn. Kyle besitzt scheinbar die Fähigkeit durch Berührung Dämonen aus den Körper ihrer zerschundenen Opfer fahren zu lassen. Und die Gabe wird er von nun an nutzen…

Eine der vielversprechendsten, amerikanischen Comic-Reihen wird nun endlich auch in Deutschland fortgesetzt. Endlich erschließt sich, wohin die Reise bei der geplanten TV-Serie von Fox gehen könnte. Denn sowohl die exzellent transportierte Spannung zwischen Kyle und Reverend Anderson, als auch ihre Suche nach den „Besessenen“ sind eine erzählerische Steilvorlage für das episodische Format einer Fernsehserie. Vor lauter Verzückung über den spannenden und kurzweiligen Aufbau des neuesten Streichs von Robert „The Walking Dead“ Kirkman tritt beinahe in den Hintergrund, wie stimmungsvoll Künstler Paul Azaceta die verstörenden Ereignisse in Szene zu setzen weiß. Die gleichermaßen groben und treffsicheren Zeichnungen erzielen ihr eindrucksvolles Ergebnis auf die gleiche Art und Weise, wie ein guter Horrorfilm. Denn viel Mehr als Blut und Gewalt verstören den Leser die Dinge, die er nicht sehen kann, die im ungewissen Zwielicht auf ihn warten. Der geschickte Umgang mit großflächigen Schatten und undefinierten Bereichen seiner Bilder verstehen es, gekonnt Ängste zu schüren. Nicht nur vor den armen Seelen, von denen finstere Mächte offenbar Besitz ergriffen haben, sondern vor allem auch vor dem gleichermaßen teuflischen wie geheimnisvollen Sydney.

Aber „Outcast“ ist nicht nur Pflichtprogramm für Fans von modernem, stylischem Horror sondern auch für all jene Gruselfreunde, die vor allem die großen Klassiker vom Format eines „Exorzisten“ oder der legendären „Omen“-Reihe zu schätzen wissen. Exzellenter Horror der alten Schule, der mit Bravour leistet, wo Hollywood seit Jahrzehnten versagt – Nämlich nicht weniger als die Modernisierung der altehrwürdigen, psychologischen Horrorperlen. Der einzige Dämpfer liegt bizarrer Weise in der hohen Aktualität, die Cross Cult bei der Veröffentlichung von „Outcast“ an den Tag legt. Denn erst im Juni wird in den Staaten das 18. Einzelheft veröffentlicht, das den Weg zum nächsten Sammelband ebnet.

  • Outcast Bd.2 – Unermesslicher und endloser Zerfall
  • Autor – Robert Kirkman
  • Künstler – Paul Azaceta
  • Hardcover
  • 160 Seiten
  • 22,00€
  • Erschienen bei Cross Cult

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