ACHTUNG: Da es sich um den vierten Band der Reihe handelt enthält diese Rezension einige Spoiler!

Nachdem Shadow frühzeitig aus dem Gefängnis frei kommt, muss er feststellen, dass seine Frau bei einem Autounfall verstorben ist. Der Ex-Sträfling lernt Mr. Wednesday kennen und dieser bietet ihm einen Job als Leibwächter und Fahrer an. Gemeinsam reisen die beiden durch das Land und suchen verbündete für einen geheimen Krieg alter und neuer Götter. Nach einem unangenehmen Zusammentreffen von Shadow und einigen Agenten der Gegenseite, besorgt sein Boss ihm einen Unterschlupf in einem beschaulichen Dorf Namens „Lakeside“. Hier soll er das nächste Jahr über untertauchen. Nur langsam gewöhnt er sich an das beschauliche Dorfleben und lernt deren Bewohner genauer kennen.

Wer schon einmal einen Comic von Erzähl-Meister Neil Gaiman gelesen hat, wird einige Merkmale gleich wiedererkennen. Für Bildgeschichten nutzt er ungewöhnlich viel Text, bei dem er zwischen inneren Monologen, Dialogen und Bild-Erklärungen wechselt. Gaiman schafft es eine ziemliche dichte Atmosphäre zu schaffen und der Siedlung innerhalb kürzester Zeit Leben einzuhauchen. Jeder, der schon einmal in einer Kleinstadt gelebt hat, wird vieles von dem Nachfühlen können, was Shadow passiert, sobald er mit den Menschen ins Gespräch kommt und sich einlebt. Zusätzlich setzt der Erfolgsautor wieder auf Kurzgeschichten, die er in die Story einwebt, um das Spektrum seiner Erzählung kontinuierlich zu erweitern.

Die Zeichnungen von Scott Hampton sind mal mehr, mal weniger minimalistisch gehalten aber niemals sehr detailliert. Das müssen sie aber auch gar nicht sein, die Bildsprache ist stark und gut verständlich. Außerdem verfügen die Bilder über eine Sogwirkung, die den Leser ab der ersten Seite in die Geschehnisse einspannen und nicht mehr loslassen.

American Gods“ ist vielschichtiger und komplexer als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Dank eines klaren roten Fadens kann man den Ereignissen aber immer gut folgen und kommt selten vom Weg ab. Trotz des fantasievollen Götter-Szenarios wirkt die Geschichte oft so, als würde sich alles in der Gegenwart abspielen, während man Zuhause gemütlich das Buch liest. Diese Romanumsetzung ist eine ganz klare Empfehlung für alle Fantasy-Fans! Wer nach einer anderen Möglichkeit sucht, das mythologische Epos zu genießen, kann dieses Bedürfnis auch durch ein Hörbuch oder die Serie bei Amazon Prime (aktuell zwei Staffeln) befriedigen.


Leseprobe


AMERICAN GODS (Bd.4): Ich, Ainsel 2/2, Autor: Neil Gaiman, Autor: P. Craig Russell, Künstler: Scott Hampton, 128 Seiten, Hardcover, 19,80 Euro, Erschienen bei SPLITTER