Der erbitterte Kampf zwischen SMERSch und NKWD nähert sich dem Finale. Immer noch konnte Hitlers vermeintlicher Leichnam nicht identifiziert werden, beide Geheimdienste klammern sich an jeden Strohhalm, um Zeugen oder Beweise zu finden. Aber es wird nicht leichter. Die Alliierten befinden sich bereits in Berlin, eine offizielle Pressekonferenz ist unausweichlich. Und auch die CIA mischt mit, als sich Gerüchte verdichten, Hitler und Eva Braun seien nach Argentinien geflohen. Die russischen Geheimdienste bekriegen sich bis aufs Blut und kein Trick ist schäbig genug, sich einen Vorteil zu verschaffen. Denn klar ist: Beim Verlierer werden Köpfe rollen.

Jean-Christophe Brisard setzt die internationale Schnitzeljagd auf dem gleichen Niveau fort, wie im ersten Band der Reihe. Die Tricks der Geheimdienste werden schmutziger, das Vorgehen brutaler. Erzählerisch wie optisch steht die Fortsetzung dem letzten Band in nichts nach. Rückblicke verschwinden gänzlich aus der Geschichte, als neue Erzählebene kommt Argentinien dazu. Das lockert das Ganze etwas auf, schließlich kann man da einen gänzlich anderen Geheimdienst, andere Umgebung und andere Figuren hinzufügen. Die Ideen bleiben kreativ. Die verkohlten Leichen zum Beispiel anhand der Zahndaten zu identifizieren mag dem modernen Thriller-Fan zwar relativ normal vorkommen, für 1945 ist das schon recht ausgefallen. Der Autor bleibt bei der Protagonistin Elena Kagen, das macht es für den Leser einfach, einem Haupterzählstrang zu folgen und bringt eine gewisse Stabilität in das allgemeine Chaos und die Verwirrung, die nach dem Fall des Dritten Reichs herrschen und optisch wie erzählerisch gut transportiert werden. Auch die Antagonisten – hier in Form der Geheimdienstchefs – bleiben gleich, man identifiziert als Leser also relativ schnell eine „gute“ und eine „böse“ Seite. Diese Linie wird jedoch im Verlauf der Geschichte mehr und mehr aufgeweicht. Man darf gespannt sein, wo man moralisch im dritten und letzten Band von „Hitler ist tot“ steht.

Ein sehr gelungener zweiter Akt. Es gelingt dem Szeneristen eine ähnliche, aber dennoch unterschiedliche Erzählung zu konstruieren. Keine Wiederholung von Elementen des ersten Bandes, aber im gleichen Ton. Der nächste Band wird also mit Spannung erwartet.


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HITLER IST TOT: Tod den Spionen (Bd.2), Autor: Jean-Christophe Brisard, Künstler: Alberto Pagliaro, 64 Seiten, Hardcover, 17,00 Euro, Erschienen im SPLITTER VERLAG